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Engel der Nacht

Ich stehe am Ufer eines Flusses,
sehe hinaus aufs sanft dahingleitende Wasser,
kleine Wellen brechen sich hier am Ufer,
umspülen verspielt einige Steine,
ganz in meinen Gedanken versunken,
versuche ich ans andere Ufer zu sehen,
doch leider ziehen sich Nebelschwaden durch die Auen,
die einem keinen genauen Blick gewähren,
und doch ich schwöre,
ich habe dich gesehen,
Engel der Nacht.

Es war nicht das erste Mal,
das ich dich gesehen habe,
nur geschah dies nicht bewußt,
es ist nicht das letzte Mal,
das wir uns sehen werden,
nur werde ich dich nicht registrieren,
denn unsere Wege kreuzen sich,
Tag für Tag, Nacht für Nacht,
auch wenn ich mir dessen nicht bewußt bin,
mein Weg ist auch dein Weg,
was ich aber nicht weis;
egal wie ich mich entscheide,
sei es Schicksal, sei es Vorhersehung,
ich bin dein, du bist mein, wir sind eins.

Dich zu beschreiben fällt mir schwer,
deine Erscheinung blendet meine Sinne,
so als wärst du ein Stern,
am brennenden Horizont,
so als wärst du ein schwarzes Loch,
an einem Nachthimmel ohne Sterne,
sei es von dir gewollt,
oder nur purer Selbstschutz meiner Selbst,
wir gehen gemeinsam des Weges,
ohne einander zu sehen,
wir sehen uns in die Augen,
ohne uns zu bemerken,
wir hören von einander,
ohne uns gegenseitig zu verstehen.

Du nimmst mich in deine Arme,
umschlingst meinen Körper,
ohne das ich es merke,
aber du stärkst mich,
du führst mich in meinen Handlungen
und in meinem Denken,
du bist der Schutzwall meiner Seele,
ohne das ich dich wahrnehme,
denn du beschützt mich.

Nach langen Jahren dem Tode nahe,
gibst du dich zu erkennen,
trittst aus dem Schatten meiner Selbst hervor,
in welchem du dich stets verbargst,
der Erleuchtung bervorstehend,
deckt sich mein Leben mit deinem Weg,
erkenne endlich deine Schönheit,
welche mich all die Jahre geblendet hat,
wir brauchen keine Worte um miteinander zu kommunizieren,
dennoch verstehe ich deine Gedanken,
teile dein Wissen,
und ich realisiere,
das du mich geführt hast,
in all den Momenten,
in all den Jahren.

Nun nimmst du mir mein Leid,
nimmst mir meine Schmerzen,
vergesse die Qual des Lebens,
die Erinnerungen fangen an zu verblassen,

ein letzter klarer Augenblick,
fühle die Wärme meiner Freunde,
die Liebe meiner Familie,

dem Ende nahe,
meiner Seele bewußt,
von allen Sorgen erlöst,
von dem Neid der Welt entlassen,
von dem Hass der Menschen befreit,
kann ich mit dir gehen,
alles körperliche zurücklassend,
werde ich nun zu einem
"Engel der Nacht"

(by Ennu 15.11.2000)

Der alte Fährmann

Der alte Fährmann,
hat immer schwarzen Hut mit schwarzem Mantel an,
viele Lenze er zählt,
das Leben hat tiefe Falten in seinem Gesicht hinterlassen.

Fährt mit seinem Boot über den schwarzen See,
seine Ruder langsam und gelassen in das schwarze Wasser gleiten,
doch Tag für Tag immer schwerer werden,
neue Küsten, Buchten und Strände er sieht,
stets neu und doch alt bewährt.

Es treibt ihn auf die Mitte hinaus,
zur Insel der Hoffnungen,
mit dem Wald der Träume,
als noch jung er war,
war der Wald grün,
voller Leben, voller Knospen, voller neuer Triebe.

Doch jetzt gleicht dieses Eiland einer kargen Wüste,
nur noch ein Baum trägt grün, Knospen und neue Triebe,
traurig er die Insel verlässt,
weis wie es um ihn bestellt ist,

Das Ende nah,
lässt er nochmals sein Leben Revue passieren.

Tränen laufen ihm übers Gesicht,
nicht vor Trauer, sondern vor Glück.

Glück welches er erfahren hat, er geteilt hat,
als er ruderte auf dem schwarzen See und dich traf,
lange Zeit ruderten sie zusammen,
stets nur kurze Zeit getrennt,
bis sie ihn eines Tages verlassen hat.

An einem dieser stürmischen Tage,
Tage wie sie selten vorkamen,
an denen er einsam und voller Trotz auf den schwarzen See ruderte,
nur um den Sturm auf der Insel der Hoffnungen,
in dem Wald der Träume zu besiegen!

Doch nach dem schwersten der Stürme,
da warst du nicht mehr da!

by Ennu 08/2000