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Tochter der Nacht

Ihr nennt es Gabe,

Doch das ist es nicht,

Ich bin, was Ihr so bewundert,

Doch ich hasse es.

Er gab mir „das Geschenk“,

Indem er mich meines Blutes beraubte.

Vor Schmerz wie von Sinnen,

Wusste ich nicht, was ich tat.

Ich nahm es an, „das Geschenk“.

Seitdem vergeht keine Nacht

In der ich mich nicht verfluche,

In der ich ihn nicht verfluche.

Wie oft habe ich schon versucht,

Mich selbst zu richten?

Doch sein Blut ist alt,

So alt, wie der Regen selbst.

Die Sonne verbrennt mich nicht,

Sondern wärmt nur meine kalte Haut.

Ein Kreuz, sagt Ihr? Seht her!

Das Kreuz meiner Schwester

Trage ich um den Hals!

Seit vielen Monaten trinke ich nicht mehr,

Doch schwächer wurde ich nicht.

Sein Blut ist viel zu mächtig,

Um es besiegen zu können.

Doch heute, mein teurer Freund,

Werdet Ihr mich töten!

Nehmt diesen Pflock

Und stoßt zu!

Schmerz, roter Schmerz!

Jetzt liege ich hier in meinem Sarg

Und fühle, wie die Wunde

In meinem Herz sich verschließt.

Ich habe eingesehen, teurer Freund,

Dass es mein Schicksal ist,

Den Tod über die Menschen zu bringen.

Morgen nacht, mein teurer Freund,

Werden wir gemeinsam jagen.

Ihr werdet erhalten,

Was Ihr euch so lange ersehnt habt,

Teurer Freund.

Noch steht Ihr vor meinem Sarg

Und vergießt Eure kristallenen Tränen;

Doch wenn Morpheus Euch

In seine Arme schließt,

Werde ich da sein

Und Euch mit meinem Geschenk aufwarten.

quistis1, 30.11.2001