Die Heuchler

 

Durch dunkle Gassen tönt ein Schrei

doch niemand kommt darauf herbei,

zu schauen was ist dort gescheh'n

und niemand hat etwas geseh'n.

Gedankenlos mit leerem Geist,

ein Jeder durch sein Leben reist

immer stets darauf bedacht,

daß ihm niemand Ärger macht.

Ein Freund um Hilfe bittet dort,

doch Viele schauen lieber fort,

die Ausrede wird formuliert,

man lügt ihn an - ganz ungeniert.

Denn lästig sind ja diese Sachen,

die einem doch nur Ärger machen.

Drum lässt man's sein, hilft lieber nicht

und macht ein unschuldig's Gesicht.

Doch Christen nennen sie sich stolz,

beten zu dem gekreuzten Holz,

an welchem hängt der Schreinerssohn

und spotten seiner Lehre Hohn.

Bigott und eitel - so sind sie,

zugeben würden sie das nie!

Verachten tun sie die Ander'n,

die ehrlich durch das Leben wandern,

sie droh'n mit Höll' und Fegefeuer,

denn die sind ihnen nicht geheuer,

die nicht der Kirche hörig sind,

ihr nicht vertrauen stumm und blind,

sondern frei durchs Leben geh'n,

die Welt mit eignen Augen sehn!

Sich nicht ducken vor den Pfaffen,

alles nachplappern, wie die Affen.

Die sich selbst Gedanken machen

und über die Kirchenfatzken lachen.

Sind jene deshalb schlecht're Wesen,

wie man's in Büchern oft kann lesen,

die von der Kirche selbst geschrieben,

wo diese doch tut alle lieben?

Jenen, die Heucheleien hassen,

die nicht das Geld andr'rer verprassen,

die nicht falsch auf die Bibel schwören,

wird einst die Ewigkeit gehören!

(Copyright by Heshthot S.)