Dunkelheit

(07/2000 Copyright by JoE)


Rasend vor Wut fuhr ich herum. "Du, altes Satanistenschwein! Was hast Du mit meinem Bruder gemacht" Leon lag mit gebrochenen Augen am Boden, der Regen sammelte sich in seinen toten Augenhöhlen. Sein völlig bleichen Züge in einer Mischung aus Überraschung und Ekstase verzerrt.

"Ich hatte Hunger!" Die Figur mir gegenüber sah mich an. Sein langer schwarzer Mantel wehte im Nachtwind, schwarze Haare umspielten sein bleiches Gesicht. Sein grausamer Mund verzog sich zu einem harten Lächeln: "Möchtest Du ihn wiederhaben. Deinen geliebten Bruder?"

"Wie willst Du das bewerkstelligen Du Idiot, Du hast Ihn gekillt! In so einem scheiß Satanistenspiel. Ich bringe Dich um! Wütend sprang ich ihn an. Ich hatte das Gefühl gegen eine Mauer zu prallen. Er wehrte mich mühelos ab und schleuderte mich auf einen Müllhaufen. "Hör auf mit dem Blödsinn. Wenn Du Deinen Bruder wiederhaben willst, hör auf damit." Ein greller Blitz zuckte über die verfallenen Häuser und der unmittelbar folgender Donner ließ mich zusammenzucken. "Ja, ich will meinen Bruder zurück" schrie ich voller Pein: "Egal was es mich kosten sollte, hörst Du!"

"Gut mein Freund" der Typ lachte: "Du bekommst Ihn zurück und Du und er werden mehr bekommen, mehr als Ihr je zu hoffen gewagt habt. Aber es wird Dich einiges kosten, Dein Leben!" Ich wollte fliehen, aber dann blickte ich voller Faszination auf das, was vor meinen Augen geschah.

Mit seinem Fingernagel schlitzte es sein Handgelenk auf, Blut schoß hervor. Er zwang den Mund meines Bruders auf und tropfte das Blut in Leons Mund. Mit seinen letzten Lebenskräften versuchte Leon sich zu wehren. "Trink, Du sollst trinken!" Befehlend und hart peitschten seine Worte Leon auf. Mein Bruder schluckte und trank. Ein Zucken ging durch seinen Körper, er krümmte sich zusammen und schrie! Ich konnte mein Glück kaum fassen: "Er lebt, Gott sei Dank, er lebt" Voller Freude sah ich zu den Unbekannten hinüber. Der sah mich an:"Ja er lebt und er wird immer leben! Und, mein Freund bleibe hier, Dein Bruder braucht Dich, Dein Blut!"

Ich wurde von hinten gegriffen und herumgerissen. Leon stand vor mir. Seine Reißzähne funkelten bleich im Licht der wenigen Straßenlaternen. Er riß mich an sich und seine Zähne bohrten sich in meine Hals. Todesangst überkam mich aber auch Ekstase, die wie eine Woge meinen Körper überflutete. Dann versank die Welt im Dunkel.....

Ich erwachte von Blutgeschmack in meinem Mund, instinktiv schluckte ich. Grausamer Schmerz brachte mich zum Schreien. Jede Zelle meines Körpers, schien zu brennen und langsam zu sterben. Und dann raste Hunger durch mein Inneres, ich richtete mich auf. Nie gekannte Stärke überflutete mich, unbekannte Gerüche, Farben und Empfindungen wurden mir offenbar. Mein geliebter Bruder stand vor mir und lächelte mich an. Unser Mentor lachte:" Kommt meine Kinder, die Nacht ist noch so jung und wir haben alle Hunger. Kommt, und laßt uns trinken."



© Juli 2000 JoE