Verlorene Seelen

(Copyright 2001 by nevia Gaea)

Und ihre Seele verdüsterte sich. Sie verbannte das Licht aus ihrem Herzen

und ergab sich einem unendlich zu scheinenden Meer aus Schmerz. Nur ihre Augen

verrieten ihre Gefühle, ihre Angst, ihre Trauer. Dieses Gefühl auf ewig

verloren zu sein, dass alles Sinnlos sei. Aber sie konnte nicht anders. Sie hatte

sich selbst aufgegeben, hörte auf um sich zu kämpfen, ließ sich fallen, immer

tiefer und tiefer, in der Hoffnung bald aufzuschlagen, zu sterben, um nie

wieder die Stimme irgend eines Wesens lauschen zu müssen, in der Hoffnung

einfach nur Frieden zu finden, Ruhe, Stille, endlich gereinigt zu sein von der

schreienden Leere, die in ihr war. Und doch war ihr Herz erfüllt von Liebe, von

einer Liebe, die so unendlich stark war, von einer Liebe die nie vergehen

würde, einer Liebe, der sie machtlos entgegenstand, die sie erfüllte, eine

Liebe, die sie hasste...

Wie lange war sie durch die Welten gezogen, um einen solchen Menschen zu

begegnen und nun, nun stand sie dort am Rande eines jähen Abgrundes,

verzweifelt, ohnmächtig noch einen Schritt weiter zu gehen, nicht fähig sich umzudrehen

und einen neuen Weg zu finden. Sie hatte sich ihr eigenes Gefängnis

erschaffen, ein Kerker, der in der Hoffnung errichtet wurde, endlich frei sein zu

können. Doch nun...

Die Wellen peitschten gegen die kalten Wände aus Stein, die das einzige zu

sein schienen, dass ihr noch halt bieten konnte. Doch auch dies war eine Welt

aus Lügen, wie alles, was sie umgab.

Die Sonne ging unter und ihr Licht brannte wie vor Wut tobendes Feuer, das

um sein Überleben kämpfte. Doch auch sein Schein hatte nichts der Dunkelheit

entgegenzusetzen, die nun alles in sich zog und alles Leben unter einem

Schleier aus Schmerz und Trauer begrub.

Sie stand dort droben, alleine, der Pein ihrer Gefühle ausgesetzt. Sie stand

dort und sah in die Ferne, blickte in die tiefe seiner Seele, wusste,

welchen Qualen er ausgesetzt war, wusste, welche Macht die eisige Hand besaß, die

sein Herz erstarren ließ und seine Seele mit Hass ernährte. Sie spürte die

unendliche Trauer und das Leid, dass ihm zu dem machte, was er war. Sie hatte

jede einzelne Sekunde, die sie mit ihm geteilt hatte, dazu genutzt ihre letzten

Kräfte zu opfern, um ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern, ein Stern zu

sein, an dem er sich halten konnte. Ein Stern, der ewig nur für ihn strahlen

würde, ein Stern, der langsam starb. Gefangen in einer Welt, die nicht die

ihre war.

So stand sie dort droben, alleine, der Pein ihrer Gefühle ausgesetzt...

Unfähig zu kämpfen, sich der Macht der Welten wiedersetzend und doch dem Tode

geweiht.

Die Zeit des Fluges war kurz, zu kurz, doch die Zeit der Verdammnis sollte

ewig währen...