Die Wandlung zum Vampir

Ich wurde gebeten, meinen Werdegang als Vampir aufzuzeichnen, und vor euch liegt nun mein Werk:

Ich kann mich nicht mehr genau an meine Zeit als Mensch erinnern, ich weiß aber, das ich schon immer einen Unsterblichen hass gegen alle Menschen hatte. Ich wuchs als Straßenkind auf, denn meine Mutter, an sie kann ich mich noch gut erinnern, eine liebenswürdige Frau, die immer zu helfen bereit war, starb schon früh an einer zu diesem Zeitpunkt sehr populären Krankeit, der Pest. Und keiner wollte in dieser schweren Zeit meiner Mutter beistehen, ihr die ihnen allen schon geholfen hatte. Schon deswegen hatte ich einen Hass auf die Menschen. Und von meinem Vater will ich gar nicht reden. Er hatte seine Nase immer im Bierkrug, war immer schlecht gelaunt, schlug mich mit dem Ledergürtel und zwang mich zu Schwerstarbeit. Ich sollte ihm trotzdem in gewisser Weise danken, denn durch die stetigen Torturen bekam ich ein immenses Durchhaltevermögen und eine beachtliche Ausdauer. Trotzdem hasste ich meinen Vater. Deshalb floh ich schon früh auf die Strasse.

Ich war ein gewitzter Dieb, und schon bald hatte ich mir einen Namen gemacht. In dieser Zeit lernte ich vieles. Ich lernte, Menschen zu beurteilen, und Situationen richtig einzuschätzen. Ich lernte auch schnell, die momentane Situation für mich auszunutzen. Auch in den Tavernen war ich oft, denn nur zu oft fand sich dort ein schon leicht angetrunkener williger dem man mit Falschspiel das Gold aus der Tasche ziehen konnte. Einmal bin ich in einen Hinterhalt geraten, und kam in den Kerker. An den Aufenthalt dort denke ich nicht gerne zurück. Hunger war fast immer an der Tagesordnung, und wenn es mal etwas zu essen gab, dann unregelmässig und viel zu wenig. Aber eine Erfahrung brachte mir der Kerkerbesuch ein: Ich lernte,mich auf meine Stärke und meine Waffe zu verlassen......Auf diese Weise kam ich schnell wieder frei, indem ich eine Wache bei der nächsten Essensausgabe kaltblütig niederstach.

Bei meiner Flucht lernte ich Krollock kennen, einen Halbork der auch eingekerkert war. Wir wurden gute Freunde. Wir gingen zusammen auf Beutezug, und ich lehrte ihm die Diebeskunst, und im Gegenzug trainierte er meine körperlichen Fähigkeiten. Schon binnen kurzer Zeit war ich so stark wie er, und kurz danach stärker. Aber er lernte auch gut, und wir waren bald berüchtigte Diebe. Aber dann passierte etwas, was mein, und vor allem sein, Leben radikal ändern sollte. Wir trafen auf eine Patrouille der Garde, die den Auftrag hatte, "andersartige", also Orks, Goblins und Gnome aufzuspüren und zu "entfernen". Leider fiel Krollock als Halbork auch unter die Auslese der Garde. Und als er sich weigerte, die Stadt zu verlassen in der er geboren und aufgewachsen war, schlachteten sie ihn kaltblütig ab. Nein, töten kann man dazu nicht mehr sagen, denn wer wie ich die pure Mordlust in ihren Augen sah, und sah, wie sie sich zu 9 auf einen stürzten, der kann auch selbst für das Menschengeschlecht nur Hass und Verachtung empfinden. Umso mehr kränkte es mich, das ich selbst zu dieser Rasse gehörte. Nach diesem Vorfall machte ich alleine weiter wie immer.

So verging die Zeit. Aber an ein Ereignis kann ich mich noch erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Ich hatte wieder ein Opfer erspäht, und folgte ihm in einen verlassenen Hinterhof der nur spärlich ausgeleuchtet war. Mir wurde etwas mulmig zumute. Als ich nach dem Geldbeutel des Fremden greifen wollte, drehte er sich mit unmenschlicher Geschwindigkeit um und packte mein Handgelenk mit unbarmherziger Kraft. Als ich ihm entgegenschrie, er solle mich loslassen, lachte er nur höhnisch. Aber das störte mich nicht, denn es war nur als Ablenkung gedacht, um heimlich meinen Dolch, eine zweischneidige, mit gemeinen Wiederhaken besetze Waffe von der Farbe der Nacht, zu ziehen. Als ich diesen Dolch gezogen hatte, rammte ich ihm dem Fremden mit aller mir zu Verfügung stehenden Kraft in den Magen. Ich wusste, das Verletzungen mit dieser Waffe nur schwer wieder heilten, und höllisch schmerzten, da sich die Wiederhaken im Fleisch verankerten und nicht wieder herauskamen ohne ein gutes Stück des Fleisches mitzunehmen. Umso erstaunter war ich, als der Fremde nicht mit der Wimper zuckte und nur weiter lachte. Dann rammte er mir ohne Vorwarnung seine überlangen Eckzähne in den Hals. In meinem Körper entstand ein mächtiger Sog, der mein Blut immer schneller in Richtung meines Halses pulsieren liess. Ich war wie in einem Traum. Ich sah Farben, die ich noch nie gesehen hatte, und Formen deren blosser Anblick mir Kopfschmerzen bereitete. Und Über allem lag das Mächtige und dunkle Pulsieren meines eigenen Blutes.

Ich spürte, wie mein Herz mir den Dienst versagte und aufhörte zu schlagen. Ich will noch nicht sterben.....hauchte ich mit erstickender Stimme. Dann war all mein Blut in den Körper des Fremden übergelaufen, und mein Körper war nur noch eine leere, Leblose Hülle. Nein, du wirst noch nicht sterben, denn deine Zeit hat gerade erst angefangen. Schliess dich uns an! Werde einer von uns! Ich hörte den Fremden wie durch eine Wand aus Nebel reden. Wie aus weiter Ferne hörte ich seine Worte. Ich war nur noch zu einem kaum sehbaren Nicken fähig. Aber der Fremde sah es. Und er flösste mir eine warme, dickflüssige Flüssigkeit ein, die ich mit gierigen Schlucken trank. Ich achtete nicht darauf, ich trank nur, denn ich wusste das diese Flüssigkeit mein Leben retten würde. Woher ich dieses Wissen nahm, weiss ich nicht. Ich trank mit gierigen, tiefen Zügen. Dann wurde es schwarz und ein dunkler Schleier legte sich auf mein Gedächnis.

Als ich später wieder aufwachte, spürte ich, das viel Zeit vergangen war. Neben mir saß der Fremde und ich lag in einem einfachen Bett. Als ich wieder richtig zu mir gekommen war, stellte sich der Fremde vor. Er sagte er heiße Kelater. Kelater Lecor. Und er gehöre einem Clan von Vampiren an, denen ich nun auch angehören würde. Jetzt erst kam mir zu Bewusstsein, das die Flüssigkeit die ich trank, nichts anderes als Blut war. Ich bin jetzt ein Vampir, schoss es mir durch den Kopf. Kelater lächelte. Willkommen daheim, sagte er. Und ich war daheim. Endlich zuhause.

Razul Lecor