Die rote Mona

(von Daemonero)

Bevor die „rote Mona“ mit 26 Jahren zum „roten Vampir“ wurde, war sie in ihren Kreisen nur als „die rote Hexe“ bekannt. Das Adjektiv „rot“ verdankte die schöne schlanke Frau ihrer Feuerroten Haarpracht, welche sie auch erotisch attraktiv erscheinen ließ. Doch nicht allein die Haare waren es, die ihr den Beinahmen „Hexe“ eingebracht hatten, sondern ihre Neigungen und ihr eher als ungewöhnlich zu bezeichnender Lebenswandel rechtfertigten diese Bezeichnung.

Mona hatte schon in früher Kindheit ein unerklärliches, gleichsam aber auch unwiderstehliches Interesse für Übersinnliches und Okkultes gehabt. Die Geister der Finsternis waren es, deren Namen sie früh auswendig lernte und die sie in kleinen Kreisen zu beschwören versuchte. Schon als 14-jährige leitete sie selbst einen kleinen Gebetskreis und führte für gleichermaßen Interessierte schwarze Messen durch. An ihrem 16. Geburtstag wurde Mona zur Hexe geweiht, was ihr bei den Anhängern der schwarzen Magie ein höheres Ansehen einbrachte. Sie erhielt einen eigenen Zauberstab, eine eigene schwarze Bibel und erheblichen Einfluss auf diejenigen, die wie sie selbst an die Kraft des Teufels und seiner Dämonischen Geister glaubten und ihre eigene Kraft selbst aus diesen beziehen wollten.

Nach und nach gewann sie einige „Jünger“, von denen sie sich verehren und bedienen ließ. Den Respekt verschaffte sich Mona durch eindrucksvolle Beschwörungen, während derer sie die Anwesenheit eines finsteren Geistes zu spüren vorgab und Dialoge mit diesen Geistern simulierte. Diese Geister oder auch der Teufel selbst, verlangten von den Jüngern Opfergaben und Mona fiel die Aufgabe zu, diese Opfergaben an Stelle Satans oder einem von ihm Bevollmächtigten, entgegenzunehmen. Zuerst waren es kleine Geschenke, denn die meist jugendlichen Bewunderer Monas waren nicht unbedingt üppig mit Geld gesegnet. So gaben sie persönliche, liebgewonnene Dinge, die Mona vor ihren Augen ins Feuer warf, dass sie zu ehren des „Fürsten der Finsternis“ stets während ihrer Zusammenkünfte entfachten. Doch Monas Opferdrang wurde mit der Zeit größer und so verlangte sie eines nachts, dass Tiere dem „schwarzen Herren“ geopfert werden sollten. Zunächst konnten es fremde Tiere sein, die ihre Freunde irgendwo gefunden oder gestohlen hatten, später hatten die Satansjünger ihre eigenen Haustiere mitzubringen. Mit der Zeit wurden während der nächtlichen Sitzungen Katzen, Hunde, Hasen und Vögel geopfert. Mona selbst hatte anfangs die für die Opferung bestimmten Tiere getötet, legte aber ihren Freunden eine schwere Prüfung auf, indem sie später die Tötung durch die jeweiligen Besitzer vornehmen ließ. Hierdurch hatten alle diejenigen, die ein Tier hatten und mitbrachten, eine besondere Hürde zu überwinden. Doch Mona versprach ihnen den Aufstieg im Kreise der Finsternis, drohte für den Fall der Verweigerung aber auch Strafen an, wobei sie ihre Drohungen eindrucksvoll durch heftiges Gestikulieren mit ihrem Zauberstab untermalte. Heftig trat sie auf, sprach energisch mit lauter Stimme und wirbelte herum, dass ihr flammenrotes wildes Haar ihre Wut nur noch unterstrich und fast immer den zögernden Freund umstimmte. 

Die Tierkadaver wurden stets dem „Höllenfeuer“ übergeben und die Hexe fühlte sich gut und gestärkt, wenn sie wieder einmal Jemanden gezwungen hatte, etwas zu tun, was ihm eigentlich zu wider war. Es gefiel ihr sehr, Böses von den anderen zu verlangen oder ihnen selbst Böses zuzufügen. Sie spürte immer häufiger, wie viel Macht sie inzwischen über die Anderen gewonnen hatte. Sie spürte aber auch, wie das Ausüben ihrer Macht sie innerlich erregte. So stellte sie fest, dass sie während der Demütigung eines Mitglieds, sexuelle Erregung empfand, die noch gesteigert wurde, als der junge Mann zu bluten begann und seinen Schmerz hinausschrie. Er hatte sich geweigert, sich auf entblößten Knien vor seiner Herrin zu verbeugen, sie anzubeten und ihr anschließend sein Kaninchen zu opfern. Für diese Weigerung ließ Mona ihn züchtigen; weniger, um ihre unangreifbare Stellung innerhalb dieser Gruppe zu demonstrieren, sondern weil es sie sexuell erregte, wenn sie und die Anderen ihres „magischen Kreises“ einen Zweifler „auf den rechten Weg“ zu bringen versuchten. Wenn dabei auch noch Blut floss, war Monas Gier nach sexueller Befriedigung schier grenzenlos. Es schien vor allem das Blut zu sein, was sie rasend machte und so erweiterte sie ihre Opferrituale. 

War es bisher nur darum gegangen, die Anderen dazu zu bringen, sich zu überwinden und ein Tier zu töten, ein Tier, was sie vielleicht liebten, so steigerte sie eines Nachts die Intensität ihres Opferfestes, als sie eine große, schwarze Keramikschale mitbrachte. Sie selbst – nachdem sie sich in Rage gebetet hatte –trennte einer weißen Katze die Halsschlagadern mit einem geübten, kraftvoll durchgezogenem Schnitt durch, ließ das warme Blut des so grausam getöteten Tieres in die schwarze Schale rinnen und übergab den Tierkörper erst dann dem Feuer, als der Blutstrom abgeebbt war. Dann überreichte sie die Schale dem ihr am nächsten Sitzenden und befahl: „trink!“. Natürlich weigerte er sich, wie auch die meisten der Anderen. Mona selbst holte sich das Opfergefäß zurück und setzte es an die Lippen. Sie zögerte nicht lange, denn sie spürte bald, wie sehr sie durch das Trinken des Blutes erregt wurde. Auch den Anderen gebot sie zukünftig immer, vom Blut der geopferten Tiere zu trinken, denn ihr Bekenntnis zur Finsternis würde dadurch verdeutlicht und von den Höllengeistern auch entsprechend gewürdigt. 

Einige Monate später fühlte Mona jedoch, dass ihr das Tierblut nicht mehr reichte, um noch die selbe Erregung zu verspüren wie bisher oder um sie gar noch zu steigern, also setzte sie fortan auf Menschenblut. Natürlich hatte die junge Frau auch von Vampiren gehört und gelesen, brachte sich selbst aber nicht mit solchen Wesen in Verbindung. Diese Blutsauger in Menschen- oder in Fledermausgestalt waren doch nur ein Produkt abergläubischer Fantasien. Sie aber, Mona, die Hexe, war durchaus real und menschlich. Sie war kein Überwesen, sie war nur ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit vielleicht etwas abartig zu nennenden Neigungen. Aber in ihre finstere Machtwelt hatte sie sich und ihre Anhänger schon so sehr hineingelebt, dass sie manchmal nicht mehr wusste, was ist wahr und was ist Fantasie. Sie glaubte an die Existenz des Teufels, nachdem sie sich über lange Zeit eine Machtposition in ihrem Kreis, basierend auf Teufelsnähe, aufgebaut hatte. Sie begriff den Teufel oder andere Geister, die sie beschwor aber wirklich nur als geistige Wesen, nicht als körperliche Gestalten, die in der Lage wären, einen ganzen Menschen auszusaugen. Deshalb akzeptierte sie keinerlei Existenz von Vampiren. Ihr Blutdurst war eher ein Fetisch und außerdem wollte sie keine Freunde töten; beherrschen ja, aber töten, auf keinen Fall. 

Der Teufel verlangte aber als Zeichen der Unterwürfigkeit ein Blutopfer derjenigen, die ihn anbeteten. Kleine Schnitte in den Arm, ein Stich in das Ohrläppchen oder ähnliche kleine Verletzungen, führten zu kleinen blutenden Wunden. Auch dieses Blut sammelte Mona in der Opferschale, um es während einer Beschwörungsformel anschließend zu trinken. Sie bebte vor Erregung, als sie den Blutcocktail ihrer Glaubensbrüder und –Schwestern in ihrem Mund fühlte und schmeckte. Sie schrie ihre Erregung in Form von Dankbarkeitsbekundungen des Teufels heraus, als sie die Schale geleert hatte; danach entspannte sie wieder. Aber sie sollte von nun an häufiger Gründe für ein Blutopfer suchen und finden. 

Als Marco, der großgewachsene, kräftige junge Mann zu ihrer Gruppe stieß, verliebte sich Mona sehr schnell. Marco war nicht nur attraktiv, sondern auch teuflisch und durchaus bösartig, wenn er dadurch Vorteile für sich herausschlagen konnte. Allerdings wunderte sich Mona, dass Marco nicht bereit war, sich tagsüber mit ihr zu treffen, sondern nur während der nächtlichen Zusammenkünfte dieser Gruppe. Die Aufnahmeprüfung hatte Marco schnell bestanden. Er musste dem Christentum abschwören, den Teufel und die Dämonen der Finsternis verehren, ein Tieropfer bringen und schließlich auch Blut geben und auch anderes Blut trinken. Mona spürte aber auch, dass sie ihm gefiel und so versuchte sie, ihn nach Hause einzuladen. Dies gelang ihr auch bald und Marco und Mona verbrachten manch erfüllte Nacht miteinander. Immer, wenn sie erwachte und der Tag bereits angebrochen war, war Marco schon gegangen. Dieser Umstand gefiel ihr zwar nicht, sie war sich aber sicher, dass sich das schon bald ändern ließe. 

Sie hatte völlig recht mit ihrer Vermutung, allerdings gestaltete sich die Veränderung anders, als Mona es ahnte. Der selbstbewusst auftretende gut aussehende Marco strahlte Stärke und Einfluss aus. Das gefiel nicht nur Mona, sondern auch den anderen Mädchen in ihrer Gruppe, besonders Ellen. Sie war jünger als Mona, nicht ganz so hübsch, wie Mona selbst urteilte, aber sie war eine sehr gelehrige Hexenschülerin. Sie mochte dieses Andersartige in dieser Gruppe und strebte danach, einmal wie Mona zu sein und gleichermaßen anerkannt zu werden. Nun war auch Marco gekommen und Ellen blickte ihn immer sehr herausfordernd an und bemühte sich stets, in seiner Nähe zu sein. Es gelang Ellen, Marco einmal zu umarmen und hinter Monas Rücken zu küssen. Marco schien nicht abgeneigt, so dachte Ellen und lud ihn ebenfalls einmal ein, sie zu besuchen. Auch ihr gelang es nicht, ein Treffen tagsüber zu vereinbaren, aber sie dachte sich nichts weiter dabei. Er war allerdings bereit, sich einmal nachts mit ihr auf dem Friedhof zu treffen. Ellen wunderte sich darüber und hielt es für eine seiner teuflischen Spinnereien, dennoch ließ sie sich bereitwillig auf diesen Treffpunkt ein. Weil sie schon lange Mitglied in Monas Hexenkult war, fürchtete sie sich nicht, nachts auf Friedhöfe zu gehen und außerdem würde sie Marco treffen, ihn treffen und lieben. Darüber hätte sie sowieso jede Vorsicht fahren lassen. Sie hätte allerdings besser bedacht, dass Mona längst bemerkt hatte, wie sehr sie hinter ihrem Freund her war. Mona hatte keineswegs Lust dazu, sich ihren neuen Freund von dieser kleinen Möchtegernhexe abspenstig machen zu lassen, deshalb beobachtete sie Ellen, so gut es ging. Marcos' Spur hatte sie am Tage immer wieder verloren. Obwohl sie ihn nun schon eine Weile kannte, wusste sie noch immer nicht, wo er wohnte und wie er lebte. Auch beim Küssen hatte sich der hübsche Kerl immer so zurückgehalten und die Lippen niemals weit geöffnet. Nun verfolgte sie Ellen und – tatsächlich – dieses kleine Biest traf sich mit Marco auf dem Friedhof. Mona schlich sich näher und sah, wie Ellen ihm um den Hals fiel. Da riss ihr der Geduldsfaden. Sie sprang auf Ellen los und schrie sie an: „Verschwinde du nichtsnutzige kleine Ratte!“ Sie riss Ellen an den Haaren von Marco fort. Der versuchte Mona zu beruhigen. Sie ließ sich aber zunächst nicht besänftigen, schimpfte weiter auf Ellen und jagte sie davon. Mit Marco zusammen ging sie nun nach Hause. Erst dort, nachdem sie etwas getrunken hatte, kam sie zur Ruhe, als er seine Hände geschickt über ihren schlanken Körper gleiten ließ. 

Kurze Zeit später lag sie auf ihm und führte das erregte Glied in ihren bebenden Schoß. Das war immer sehr erregend und einfach wunderschön. Doch hatte sie nicht erst vor Kurzem an sich selbst bemerkt, dass die größte Erregung sich ausbreitete, wenn sie mit dem Blut anderer in Berührung kam? Während sie mit Marco schlief dachte sie daran, sein Blut zu kosten und das steigerte ihre sexuelle Erregung noch um ein vielfaches. Sie ritt sich in eine Extase und wusste bald nicht mehr, was sie tat, bzw. was um sie herum passierte. Sie spürte nur noch, dass sie von dem unbändigen Verlangen nach Marcos Blut getrieben wurde. Sie lag mit dem Gesicht an Marcos Hals und während sie ihren Körper wild auf ihm bewegte, suchten ihre Lippen auf seiner Haut eine günstige Stelle. Da spürte sie den Schultermuskel, das feste Fleisch vor ihrem Mund; sie atmete keuchend und heftig. Plötzlich riss sie den Mund weit auf und biss zu. Sie grub schreiend ihre Zähne in Marcos Schulter, der erschreckt vor Schmerz aufschrie. Das Bewusstsein, ihm wehgetan zu haben und die Tatsache, dass nun ein Blutschwall sich in ihren Mund ergoss, ließ sie einen nie gekannten sexuellen Höhepunkt erreichen. 

Später entschuldigte sie sich bei Marco; ja, sie empfand wirklich Mitleid mit ihm, als sie sah, was sie ihm angetan hatte. Überrascht nahm sie allerdings zur Kenntnis, wie schnell die Bisswunde sich wieder schloss und Marcos Schulter sich ihr wieder unversehrt präsentierte. Marco lächelte sanft, als Mona sich über diese wundersame Heilung wunderte. „Mich kann man nicht verletzen“, erklärte er, „nicht verletzen und auch nicht töten.“ „Hey“, rief Mona aus, „was redest du da? Ich will dich doch nicht töten, aber wie kann es sein, dass keine, nicht einmal mehr eine klitzekleine Wunde auf deiner Schulter ist?“ Marco setzte sich auf und sah sie an: „Ich habe doch gesagt, mich kannst du nicht verletzen.“ „So was gibt es nicht“, entgegnete Mona, spürte aber gleichzeitig, wie sich eine innere Verunsicherung breit machte. „Jeder ist verletzlich und verwundbar“, setzte sie nach. „Tja“, gab Marco seufzend zurück, „jeder Mensch!“ Auch Mona setzte sich ruckartig auf. Ihre Augen blitzten ihn an, als sie laut fragte: „Was soll das heißen, jeder Mensch?“ „Nun, das heißt, dass alle Menschen verwundbar sind, ich aber nicht.“ „Willst du mich veralbern? Du bist doch ein Mensch, genau wie ich!“ „Oh nein, liebe Mona! Ich war einmal ein Mensch, aber das ist lange her.“ „Hör auf mit dem Quatsch“, entgegnete die Frau, deren Verunsicherung noch größer geworden war, „du bist auch nichts Besonderes.“ „Nicht?“ Marco machte eine kleine Pause. Dann fuhr er fort: „Überleg doch mal! Wieso habe ich keinerlei Bissspuren von dir? Warum treffe ich mich mit dir niemals am Tag und warum bevorzuge ich so sehr das Blut unserer Glaubensgefährten?“ „Das mit der Bisswunde ist für mich unerklärlich“, versuchte Mona noch das zu verdrängen, was sich ihr allmählich als Erkenntnis offenbarte, „aber warum wir uns nur nachts sehen?“ „Ich kann am Tag nicht existieren“, erklärte Marco weiter, „ich muss mich im Dunkeln halten, sonst kann ich nicht mehr existieren.“ Mona erschrak, versuchte aber, ihre Verblüffung zu überspielen: „Du spinnst, du bist ein echt cooler schwarzer Junge, aber jetzt hör auf, mir weiszumachen“, „dass ich ein Vampir bin?“ Marco war ihr ins Wort gefallen und Mona hielt für einige Sekunden inne: „Ja, dass du ein Vampir bist. Es gibt nämlich keine.“ „Du irrst“, behauptete ihr Geliebter, „du irrst und ich glaube, du hast es schon begriffen. Ich bin schon lange ein Vampir und ich brauche jede Nacht etwas Blut. Dein Blutfetisch war für mich ideal, auch an Menschenblut zu kommen und so habe ich deine Forderungen nach Blutopfern immer unterstützt.“ Mona wusste nicht recht, wie sie reagieren sollte. Schließlich sagte sie: „Aber Marco, ich liebe dich! Ich kann doch nicht einen Vampir lieben.“ „Nun, anscheinend kannst du und außerdem ist eben grade etwas passiert, was die Situation vollkommen verändert.“ „Was passiert? Was denn bloß?“ Monas Augen weiteten sich vor Entsetzen, doch Marco erklärte ihr in Ruhe: „Du hast mich gebissen und von meinem Blut gekostet.“ „Ja ja! Und?“ „Dadurch, dass du von meinem Blut getrunken hast, trägst du den Keim des Bösen in dir.“ „Den Keim des Bösen? Was ist das? Was ist los?“ „Weil du mein Blut getrunken hast, hast du eine nicht umkehrbare Verwandlung eingeleitet. Eine Verwandlung, die auch dich irgendwann zum Vampir werden lässt.“ „Zum Vampir? Mich?“ Mona war wirklich entsetzt über diese Aussichten. „Ich soll ein Vampir werden?“ „Du wirst! Auch, wenn es noch sehr lange dauert.“ „Ich will nicht“, versuchte Mona eine Abwehr. „Das hilft nichts“ antwortete Marco und fuhr fort, „ich hätte dich auch nicht unfreiwillig zu meiner Gefährtin gemacht. Aber du hast dir den Keim des Vampirs selbst in deinen Körper gesaugt.“ Mona suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Ihre Gedanken kreisten rasend um alles, was sie von Vampiren gehört und gelesen hatte. Plötzlich lachte sie hell auf: „Du schwindelst immer noch“, behauptete sie, „man wird doch nur zum Vampir, wenn man von einem Vampir gebissen und ausgesaugt wird.“ „Das stimmt“, gab Marco zurück, „das ist die sicherste und schnellste Methode. Aber im Laufe der Jahrhunderte haben wir Vampire unser Verhalten ein wenig geändert.“ „Geändert?“ „Ja, um besser im Verborgenen bleiben zu können, haben wir nicht länger unsere Menschen leergesaugt, sondern immer nur ein wenig Blut genommen, dies auch zum Teil aus anderen Gefäßen getrunken. Geradeso wie du es in der Gruppe praktizierst. Dadurch fallen wir nicht weiter als Vampire auf.“ „Aber“, stammelte Mona, „hast du dich denn immer allein durchgeschlagen?“ „Schon sehr lange bin ich allein“, entgegnete Marco. „Ich habe mich natürlich immer wieder mal danach gesehnt, eine Vampirbraut zu haben, heißes, pulsierendes Menschenblut aus Körpern zu saugen, aber ich habe auch um meiner Selbst Willen gelernt, mich ab und an zu beherrschen.“ „Heißt das“, wollte Mona wissen, „es hat nicht immer geklappt?“ „Nein, nicht immer. Manchmal, wenn der Durst zu groß ist und der Mensch in meiner Nähe auf mich unwiderstehlich wirkt, dann kann ich nicht an mich halten.“ „Dann hast du aber doch Vampire gemacht“, sprach Mona mit jetzt leiser, zitternder Stimme. „Ja, einige schon. Doch nicht alle haben überlebt.“ „Nicht überlebt?“ „Nein, ich selbst habe teilweise dafür gesorgt, damit das Aufkommen in einer Region nicht zu hoch wird. So habe ich dem Einem oder anderen den rechtzeitigen Zugang zur Dunkelheit versperrt und sie sind im Tageslicht zu Staub zerfallen.“ „Dann müssen auch wir uns für immer trennen“, schloss Mona aus ihrer neuen Situation. „Trennen? Nein, wir können uns ewig lieben und zusammenbleiben, denn du wirst eine Vampirin und dich werde ich nicht bekämpfen, denn ich liebe dich auch.“ „Wie sollen wir denn zusammenbleiben?“ „Ganz einfach“, antwortete Marco und drehte sich zu ihr, „liebst du mich wirklich?“ „Ja, wirklich“, gab Mona zurück. „Dann vertrau mir und lass uns einander lieben.“ 

Seine Berührungen waren zärtlich und Mona ließ sich fallen. Sie liebte ihn wirklich und genoss seine Liebkosungen. Bald lag sie auf dem Rücken und Marco schob seinen rechten Unterarm unter ihren Nacken, während er sich auf sie legte und ihre rechte Gesichtshälfte, das Kinn und den Hals küsste. Mona hatte in ihrer Glückseeligkeit schon beinahe wieder vergessen, wen sie so innig liebte, als Marco ihr plötzlich in ihr rechtes Ohr flüsterte: „Liebst du mich auch wirklich?“ „Ja ja“, antwortete Mona mit einem Seufzer. „Du bist so schön“, fuhr Marco fort, „du wirst eine Vampirin, eine so schöne Vampirin.“ „Wenn du meinst, Hauptsache, ich bleibe bei dir!“ „Du kannst für immer an meiner Seite sein, denn ich werde dich zu meiner Braut machen.“ „Ja, mach es“, rief die erregte Mona, „ich will, dass wir zusammengehören.“ „Niemand kann deine Verwandlung zur Vampirin mehr aufhalten“, flüsterte Marco weiter, „aber ich kann sie beschleunigen, damit du mir schon heute Nacht voll und ganz gehörst.“ Damit wandte er seinen Kopf ein wenig nach links, sodass seine Lippen nicht länger an ihrem Ohr lagen. Langsam, sehr langsam tasteten seine Lippen über ihren schönen, weichen Hals, bis sie die vor Erregung hämmernde Halsschlagader spürten. Mona nahm ihn tief in sich auf und umfing ihn mit ihren Schenkeln, als Marco seine Oberlippe hochzog und 2 spitze Eckzähne entblößte. Noch ein Atemzug, dann bohrte Marco diese Zähne in Monas weiche Haut und öffnete mit ihnen ihre Ader. Sofort saugte sich sein Mund an ihrem Hals fest, denn er wollte keinen Tropfen des nun heftig aus ihr heraus pulsierenden Blutes verloren geben. Mona hatte den Biss nur als kurzen stechenden Schmerz während ihrer erotischen Extase wahrgenommen. Sie fühlte noch, während sie sich einer wohltuenden Entspannung hingab, wie der Geliebte ihren Hals mit dem Mund festhielt und wie etwas Warmes, sehr Warmes unablässig aus ihrem Körper rann. Dann schwanden ihr die Sinne. 

Marco genoss ihr heißes, süßes Blut bis zum letzten tropfen. Erst, als ihr Körper gar nichts mehr hergab, ließ er von ihrem Hals ab. Er wusste, dass er sie nun vollends zur Vampirin gemacht hatte. Er wusste aber auch, dass er nicht viel Zeit hatte, sie in Sicherheit zu bringen. Also schulterte er seine jetzt blutleere Freundin und hastete mit ihr durch die späte Nacht, um noch rechtzeitig sein düsteres Versteck zu erreichen. 

Mona Erwachte irgendwann, sie wusste nicht wann. Sie lag nicht mehr auf ihrem Bett, etwas hatte sich verändert. Als sie sich erheben wollte stieß sie mit dem Kopf gegen etwas Hölzernes und erschrak kurz. Sie war gefangen, gefangen in einer Kiste. „Holzkiste?“, dachte sie und drückte mit den Handflächen von unten gegen den Deckel. Der begann sich zu heben und die Scharniere quietschten und knarrten. Da wusste Mona, sie lag in einem Sarg. Als sie den Deckel geöffnet und sich aufgesetzt hatte, erblickte sie Marco, der an ihrem Sarg stand und eine brennende Fackel in der Hand hielt. Er lächelte: „Willkommen in deinem neuen Leben Mona. Wie fühlst du dich?“ Mona öffnete leicht den Mund. Dabei bemerkte sie die 2 spitzen langen Eckzähne, die aus ihrem Oberkiefer herausragten und ihr war klar, sie war eine Vampirin geworden. „Etwas müde“, antwortete sie, „ja müde und ich habe solchen Durst.“ „Das kenne ich, dass mit dem Durst ist ganz normal und wir werden gleich etwas dagegen tun.“ „Was sollen wir tun? Ich brauche Blut!“ „Ich weiß und ich werde dir helfen, welches zu bekommen.“ „Du willst mir helfen?“ „für das erste mal ja, dann musst du lernen, dich selbst zu versorgen. Aber denke daran, nicht zu viele von deinen Freunden zu Vampiren zu machen und wenn doch, gib ihnen nicht die Chance, ein Leben als Vampir zu führen. Sonst werden bald alle Menschen in dieser Stadt zu Vampiren und dann haben wir beide keine Blutspender mehr.“ „Aber jetzt habe ich großen Durst.“ „Du sollst auch Gelegenheit haben, ihn mit reichlich Blut zu stillen. Du hast eine Mordswut auf Ellen?“ „Ellen? Ja Ellen! Ich hasse dieses Biest, weil sie dir immer schöne Augen macht und dich an sich reißen will.“ „Ich weiß! Nun, ich habe ihr versprochen, zu ihr zu halten und ihr zu helfen, deinen Hexenthron zu besteigen.“ „Du hast was?“ Monas Stimme hallte schrill wider in diesem stockfinsteren Gebäude. „Sie wird mir vertrauen, weil sie mich auch liebt und bewundert. Deshalb hast du die Gelegenheit, dich von ihr zu befreien.“ „Befreien“, wiederholte Mona, „ja, ich werde mich, dich, uns von diesem kleinen Satansbraten befreien. Aber wie und wo?“ „Komm!“ 

Marco hatte sie viele Stufen nach oben geführt und trat mit ihr ins Freie. Der Mond spendete genügend Licht, sodass Mona erkannte, dass sie sich vor einer uralten Ruine befand. Sie kannte diese Ruine, war sie doch bei so manchem Spaziergang oder früher, beim Spielen im Wald, oft hier vorübergekommen. Hier also schlief Marco tagsüber in seinem Sarg und seit heute auch sie selbst. „Was machen wir hier?“ „Warts ab, Ellen wird gleich an den Waldrand kommen und ich hole sie ab.“ „Wieso kommt Ellen an den Waldrand?“ „Ich habe ihr unmittelbar nach Anbruch der Dunkelheit eine Nachricht zukommen lassen, dass ich mich wieder mit ihr treffen möchte und dass du diesmal bestimmt nicht störst, da wir unseren Treffpunkt verlegt haben. Der Treffpunkt wird hier diese Ruine sein. Warte hier, bis ich sie abgeholt habe.“ Mona sah ihm nach, bis er unter den Bäumen verschwunden war. Dabei begann ihre Wut auf die kleine Ellen wieder hoch zu kochen. Zu dieser Empfindung war sie also auch in diesem, jenseitigen Leben noch fähig. Sie trat in den schmalen Eingang der Ruine, von dort aus konnte sie die beiden sehen, wenn sie zurückkehrten. 

Ellen war schon überrascht, als sie unter ihrer Tür die Notiz fand, in der Marco ihr kurz, aber bestimmt mitteilte, sie heute Nacht noch wiedersehen zu wollen. Für das Mädchen, das eine Leerstelle bei der Post angenommen hatte, gab es in letzter Zeit ohnehin nur wenig Nächte mit ausreichender Gelegenheit, sich auszuschlafen. Der teuflische Gebetskreis kam immer öfter nächtens zusammen und jetzt auch noch Marco, der es abgelehnt hatte, sie einmal von der Arbeit abzuholen, mit ihr auszugehen oder sie sonst irgendwo früher zu treffen. Mit erregt klopfendem Herzen machte sich das Mädchen auf zu ihrem Rendesvouz. Mitternacht an einer bestimmten Wegkreuzung, das war irgendwie typisch für Marco. Aber er wollte sie treffen und seine Mona, die hoffentlich nicht mehr lange seine Mona sein würde, sollte davon diesmal keinen Wind bekommen. 

Sie erreichte den Treffpunkt und blieb angespannt stehen. Ihr war kühl, denn sie war nur mit einer leichten Bluse bekleidet. Atemlos horchte sie in die Dunkelheit des Waldes, doch da war nichts. Sie erschrak, als sich plötzlich von hinten eine Hand auf ihre Schulter legte. „Da bist du ja!“ Marcos sanfte Stimme hatte sie sofort wieder beruhigt. Sie hatte ihn aber auch nicht herankommen hören. Sie wandte sich ihm zu. Natürlich bin ich da, du hast mich sehen wollen und das freut mich sehr.“ „Mich auch“, entgegnete Marco, „komm mit! Ich habe ein Versteck für uns, wo uns nicht einmal Mona findet.“ „Mona!“ Ellens Stimme klang verächtlich, als sie den Namen der rothaarigen Hexe aussprach. „Was findest du eigentlich an Mona?“ „nichts, deshalb will ich sie dir schenken.“ „Schenken? Was soll das heißen?“ „Nun, ganz einfach, du willst an ihre Stelle treten als Hexe und an meiner Seite. Stimmt’s? „Ja, ja! Das will ich gern’“, rief Ellen erregt. „Das geht aber nur, wenn du sie dir selbst aus dem Weg räumst.“ „Aus dem Weg?“ „Ja, sie hat einen hohen Rang bei den Geistern der schwarzen Magie. Doch wenn du etwas tust, was viel viel bösartiger ist, als alles, was sie bisher getan hat, dann könntest du sie ablösen.“ „Wenn du mir hilfst, tue ich alles!“ „Das habe ich mir gedacht. Es ist aber nicht ganz einfach.“ „Was müsste ich denn machen?“ „Du müsstest ...“ Marco legte eine künstliche Pause ein; dann fuhr er fort: „Du musst sie dem Teufel Opfern.“ „Wen? Sie?“ Ellens Frage klang verblüfft und wurde sehr zögernd ausgesprochen. „Na Mona! Wen sonst?“ „Ich soll sie opfern?“ „Ja, du bringst ihr Blut den schwarzen Geistern dar und wir selbst werden davon trinken.“ „Wir beide? Du meinst, ich soll Monas Blut... und du? Du selbst willst, dass ich deine Freundin opfere und du selbst willst ihr Blut trinken?“ „Das würde uns beide an hohes Ansehen bei den Mächten der Finsternis einbringen und wir könnten zusammensein, ohne, dass es anstößig wirkt.“ Ellens Verblüffung war groß. Noch größer aber war die Erregung über das Vorgeschlagene. Sie war schon lange bereit, viel dafür zu leisten, um Monas Stellung als Hexe zu erhalten. Sie glaubte, dass sie viel mehr den finsteren Geistern Gefälliges tun könnte, als Mona es jemals getan hatte; und jetzt machte Monas Freund ihr solch ein Angebot. Sie blieb stehen, hob den Kopf und flüsterte: „Küss mich!“ Marco nahm sie fest in beide Arme und presste seine Lippen auf die Ihren, ohne dabei seine langen Eckzähne zu entblößen. Dieser Kuss löste bei Ellen jede letzte Sicherung und sie begann ihn heftig zu streicheln und ihren Körper fest an ihn zu pressen. Marco spürte ihre Erregung, die sich auch auf ihn übertrug, denn er erigierte, als sie ihren Körper fest an seinen Rieb. Auch Ellen gewahrte diese Schwellung und keuchte: „Oh Marco!“ „Warte, bis wir in unserem Versteck sind.“ „Ich kann nicht mehr, ich mag nicht mehr warten. Hier ist doch auch Niemand im Wald.“ 

Marco hatte es grade noch geschafft, sich mit Ellen seitlich in die Büsche zu schlagen. Dort war sie aber nicht mehr zu bremsen. Mit hastigen Fingern befreite sie seine Schwellung, zog ihren Rock hoch, zerriss ihr Höschen und stürzte sich wieder auf ihn. Er empfing sie mit beiden Armen, hob sie hinauf, sodass er sie küssen konnte. Während er leicht zurückgelehnt stehen blieb, warf sie ihre Beine um seine Hüften und umschlang ihn mit den Armen. Nur seine fortwährenden Küsse verhinderten, dass ihre Schreie der Glückseeligkeit bis an Monas Ohr drangen, als die Vereinigung der beiden Körper sich endlich vollzog. 

Mona wartete voller Ungeduld im Eingang zu der alten Ruine, in der sie zu ihrem neuen Leben erwacht war. Ihr Durst war allmählich zur Qual geworden, aber es war nicht damit zu rechnen, hier um diese Zeit ein anderes Opfer zu finden. Würde Marco ihr Ellen wirklich bringen? Unruhig trat sie von einem Fuß auf den Anderen, während der Mond ihren feuerroten Schopf beschien. Sie war ein Kind der Finsternis und jetzt sogar ein Vampir. Ein Vampir, der dürstend sein erstes Opfer erwartete, wobei er sich gleich von einer unliebsamen Konkurrentin befreien konnte. Waren da nicht leise Stimmen und auch Schritte? 

„Ich werde dir dennoch jetzt das Versteck zeigen, denn es ist auch der ideale Ort, Mona zu opfern.“ Marco und Ellen hatten ihre Kleider wieder gerichtet und das Buschwerk verlassen. „OK“, stimmte die glückliche Ellen bei. Sie gingen kaum 3 Minuten, als sich die Silhouette der Ruine im Mondlicht vor ihren Augen abzeichnete. Erst als sie nah genug herangekommen waren, blieb Marco stehen. „Hier ist es“, sagte er mit etwas feierlich klingender Stimme, „hier wirst du zur herrschenden Hexe, wenn du sie besiegst.“ „Ja! Wenn du mir hilfst, werde ich über sie triumphieren und dann für immer zu dir gehören.“ „Das wirst du. Wann soll es sein?“ Er setzte seinen Weg in direkter Richtung auf den schmalen Eingang fort. Ellen lachte auf und in ihrer Stimme klangen Triumph und wiederkehrende Erregung, als sie ausrief: „von mir aus, so schnell wie möglich!“ „Reicht Morgen?“ „Morgen schon?“ „Wenn du bereit bist, können wir es Morgen tun.“ Damit betrat er die Ruine, aus dessen Eingang sich Mona eben noch nach innen verflüchtigen konnte, als sie begriff, dass Marco hier hineinkommen wollte. Warum wohl das? Mona fragte sich das, weil dieses Versteck doch Niemand genauer kennen sollte, nur sie und Marco. Jetzt huschte Marco mit der verhassten Ellen an der Hand dicht an ihr vorbei und sie musste sich mächtig beherrschen, ihrem Durst nicht schon jetzt nachzugeben. Sie hörte, wie Marco mit Ellen die steinigen Treppen hinabstieg, die er zuvor mit ihr heraufgekommen war und sie machte sich auf die Verfolgung. 

„Vorsicht! Die Stufen sind sehr glatt und unregelmäßig.“ Ellen festigte ihren Griff, mit dem sie seit Betreten der Ruine Marcos Hand hielt. „Wenn du bei mir bist, kann mir doch nichts passieren.“ Schon dieser Satz reichte, um die sie verfolgende Mona in Wallung zu bringen. Unbewusst erhöhte Mona das Schritttempo und kam Ellen sehr nahe. Dabei stellte sie fest, dass sie diese Treppen völlig mühelos überwandt und dass außerdem ihre Schritte überhaupt kein Geräusch verursachten. Zu hören war nur das Klappern von Ellens Schuhwerk auf dem harten Gestein. Unten angekommen zeigte Marco Ellen die düsteren Räumlichkeiten und schließlich auch Monas Sarg. „Hier ist der heiligste schwärzeste Ort, den man sich für solche Gelegenheiten wünschen kann.“ „Und du meinst, sie kommt wirklich hier her?“ „Natürlich! Warum sollte sie nicht? Sie vertraut mir und hat ohnehin keine Furcht vor düsteren Umgebungen.“ „Du hast recht, der Platz ist gut. Aber wie sollen wir es machen?“ „Zunächst gebe ich ihr ein Betäubungsmittel, dann kannst du ihre Pulsadern öffnen und ihr Blut in das große Opfergefäß fließen lassen.“ Oh ja“, Ellens Freude war wirklich offensichtlich, „aber ich werde sie fesseln und warten, bis sie erwacht ist. Sie soll dabei sein, wenn ich an ihre Stelle treten werde.“ „Das ist ziemlich grausam“, fügte Marco hinzu. „Na und? Ich glaube, dir kann es gar nicht grausam genug sein. Außerdem macht es viel mehr Spaß wenn sie sieht, dass ich sie zu ihrem Teufel schicke. Aber was machen wir mit ihrem Körper?“ „Gute Frage! Am besten, wir legen ihn in diesen Sarg und verbrennen ihn. Hier unten würde ohnehin Niemand nach ihr suchen.“ „Gut“, seufzte Ellen, „ich hoffe, dass es klappt.“ „Warum sollte es nicht klappen? Und zur Belohnung trinken wir ihr Blut und lieben uns danach.“ „Oh ja! Das heißt, Nein!“ „Nein?“ „Nein! Wir lieben uns schon vorher, wenn sie noch lebt, wenn sie gefesselt ist. Sie soll es einmal mit ansehen, diese eingebildete Ziege, wie wir es machen! Ach, wenn doch schon Morgen wäre!“ Damit umarmte sie Marco erneut. Dieser hatte die Fackel befestigt und wieder beide Hände frei. Diesen Umstand nutzte er, ihre Umarmung zu erwidern. 

Monas Wut hatte sich um ein Vielfaches gesteigert. Bemüht, nicht vom flackernden Schein der Flamme erfasst zu werden, hielt sie sich ganz in der Nähe von Ellen und Marco. Diese waren ebenfalls außerhalb des spärlichen Lichtkreises und saßen vermutlich auf ihrem Sarg. Sie hörte, wie sich Ellen und Marco küssten, wie Ellen dabei erregt keuchte und sie hörte das Rascheln, wie von abgestreiften Kleidern. Als sie dann auch noch hörte, wie Ellen sagte: „Oh, ja, lass es uns ganz nackt machen! Komm Marco, mach es richtig“, gab es kein halten mehr. Zu weit war diese Schlampe gegangen und außerdem war ihr Durst allmählich zur Unerträglichkeit angewachsen. Sie sprang mit gespreizten Fingern auf Ellen los, die sie sofort greifen wollte. „Jetzt hab’ ich dich du kleine verfluchte Giftkröte!“ Ellen erschrak. Marco nicht, denn er hatte sekündlich mit Monas Einschreiten gerechnet. „Mona“, Ellens Entsetzen war sogar ihrer Stimme anzuhören; „ja Mona“, schrie die Benannte, „jetzt bist du dran du kleine Schlampe.“ Mehr instinktiv als rationell, konnte Ellen dem ersten Angriff der sie anspringenden Mona ausweichen. Mona landete hart auf der Sargkante und brüllte auf. Nicht vor Schmerz, wie Ellen irrtümlich glaubte, sondern aus Wut darüber, dass sie Ellen nicht in ihren Fingern hatte, um sie festzuhalten und zu beißen. „Marco! Hilfe!“ Der Gerufene Reagierte nicht. Ellen konnte nicht einmal mehr sehen, wo Marco war. Sie rief abermals um Hilfe, ohne, dass Marco ihr beistand. Dann erhob sie sich und ihr Schatten verdeckte Monas Blick auf die flackernde Flamme. Sofort warf sich die gierige wütende Vampirin auf den Schatten. Stolperte aber über den Sarg, der sich jetzt zwischen ihr und Ellen befand. 

Ellen hatte begriffen: „Weg, nur raus hier.“ Wenn sie diesem unberechenbar wütendem Weib entkommen wollte, dann musste sie sich in Sicherheit bringen. Mona war vor sie hingestürzt. Diesen kurzen Moment benutzte Ellen, die Fackel aus der Befestigung herauszureißen und, ihre vollkommende Nacktheit ignorierend, loszulaufen. War es Zufall oder Glück oder von beidem etwas, sie fand tatsächlich die Steintreppe, die wieder nach oben führte. Die Angst, die sich ihrer nun bemächtigt hatte, ließ sie ohne jede Vorsicht aufwärts rennen. Sie hörte, wie Mona hinter ihr Schrie: „Wo bist du, du kleines Biest? Warte, ich krieg dich doch!“ Ellen stieß mit den Zehen ihrer Nackten Füße an die unregelmäßigen Stufen, doch sie spürte es nicht. Es gab nur noch einen Gedanken, nach oben; irgendwie nach oben. Plötzlich war die Treppe zu Ende und Ellen hätte fast das Gleichgewicht verloren. Die Angst verlieh ihr jedoch ungeahnte Kräfte und Körperbeherrschung. Sie leuchtete den Raum aus und lief auf einen dunklen Spalt zu. „Der Ausgang“, dachte sie, „Bitte, lass es den Ausgang sein!“ Plötzlich spürte sie kalte Luft auf ihrer nackten Haut. Sie hob den Kopf und sah das Mondlicht. Für einen kurzen Moment blieb Ellen stehen. Sie war draußen. Sie hörte nichts mehr; nichts, außer ihrem hämmernden Herzschlag. Hatte Mona sie nicht mehr verfolgt? War sie im Dunkeln vielleicht erneut gestürzt oder hatte Marco sie aufgehalten? Egal, sie musste weiter. Irgendwohin in die Tiefe des Waldes, wo sie Niemand finden konnte. Nur für einen Atemzug war sie stehen geblieben. Als sie sich wieder in Bewegung setzen wollte, zog ihr etwas an den Haaren und Marco sprach leise: „Warte, warte Ellen!“ „Nein“, schrie Ellen und wirbelte herum. Was sie jetzt sah, trieb ihr das kalte Entsetzen in die Glieder. Die Fackel, die sie während ihrer Flucht bis hier her in der Hand gehalten hatte, warf ihren zuckenden Schein auf die vollkommen verzerrten Gesichter von Marco und Mona, aus deren offenen Münder jeweils 2 lange spitze Zähne hervorragten. „Jetzt gehörst du mir“, triumphierte Mona siegessicher und streckte die Hände aus, um nach Ellen zu greifen. Ellen war geschockt, hatte aber dennoch begriffen, dass sie es mit einem oder sogar 2 Ungeheuern zu tun hatte, denen sie nichts wirkungsvolles entgegen zu setzen hatte. 

Doch noch einmal kehrte ihr Überlebenswille in ihren Körper zurück. Sie entwandt sich Monas Zugriff und drückte die Fackel gegen ihre Angreifer. Sie hörte einen furchtbaren Aufschrei, ließ den Stab der Fackel los und rannte in die Dunkelheit. Marco war es, der da aufgeheult hatte. Offenbar hatte sie ihn mit der Fackel wirkungsvoll getroffen. Sollte sie das bedauern? Schließlich hatte Marco ihr nicht geholfen, sondern er hatte sie festgehalten; und da waren diese grässlichen Zähne. Was hatte das zu bedeuten? Ein Horrorspiel oder etwas ernstes? 

Mona war erbost, dass dieses kleine Biest sich nochmals ihrem Zugriff entzogen hatte. Sie sah, wie die Flamme in Ellens ausgestreckter Hand nach vorn stieß und Marco in Höhe des Kopfes traf. Sein Schrei erschütterte die Hexe nicht so sehr, wie es vielleicht bei anderen Menschen der Fall gewesen wäre. Auch wenn es sich um den Geliebten handelte, war Mona sich durchaus nicht sicher, ob er nicht auch Ellen seine Liebe versprochen hatte. Ellen! Da lief sie in die Nacht hinein und sie würde entkommen, wenn sie, Mona, sie jetzt nicht endlich bekommt. Größer als die Sorge um Marco war der Blutdurst und das Verlangen, Ellen aus ihrem und Marcos Leben zu entfernen. Sie riss ihre dunklen, unterlaufenen Augen weit auf und spähte in die Nacht. Da verschwand Ellen splitternackt zwischen den Bäumen. Mona zog den Kopf ein und stürmte los. Sie huschte zwischen den Bäumen hindurch, als berührten ihre Füße den Boden kaum. Während es für Ellen ein Stolpern über Stock und Stein war, wobei ihre geschundenen Füße zu bluten begannen, schien Mona über den Boden zu schweben. Hindernisse gab es für sie nicht und bald hatte sie das erschöpft keuchende Mädchen dicht vor sich. Dieses mal wollte sie ganz sicher gehen und sie nicht wieder warnen. Sie hielt sich dicht hinter Ellen und wartete, bis dieser allmählich die Kräfte schwanden. Geräuschlos blieb sie ihr im Abstand von weniger als 2 Metern auf den Fersen. 

Ellen rannte. Bald war es kein Rennen mehr, sondern nur noch ein Stolpern. Aber sie wurde von dem einen Gedanken getrieben: „Vorwärts!“ Wohin sie lief, wusste sie nicht. Sie vermied es auch, ein weiteres mal anzuhalten und sich umzuschauen. Wäre sie jetzt stehen geblieben, wäre Mona, die für Ellen unhörbar dicht hinter ihr war, mit ihr zusammengeprallt. Da waren abgebrochene Zweige, die sie immer wieder überwinden musste; an einer im völligen Dunkeln liegenden, besonders dicken Wurzel, stolperte sie und fiel nach vorn. Sie fing sich mit den Händen ab und wollte sofort weiter, doch die Beine versagten ihr den Gehorsam. 

Mona bewältigte die Strecke ohne jede Anstrengung. Ein Versagen ihrer Muskeln kam nicht in Betracht. Außerdem war die Motivation, hart an Ellen dranzubleiben, größer als alles Andere. Aber sie wusste, dass es für sie als Vampirin keine körperliche Erschöpfung geben würde. Ellen war erschöpft, denn sie wurde immer langsamer und plötzlich, plötzlich fiel sie. Mona hielt inne, als sie vor sich im Dunkeln Ellens Silhouette mehr ahnte, als wirklich sah, wie sie sich wieder aufzurichten versuchte. Doch Ellen kam nicht gleich wieder hoch und Mona tat noch einen Schritt, dann trat sie gegen Ellens Fuß. 

Als Ellen die Berührung spürte, schien ihre Kraft noch einmal zurückzukehren. Sie wollte sich mit aller Macht aufstemmen, doch ihr linker Fuß wurde wie von einem eisernen Griff festgehalten. Als sie sich gegen diesen Griff stimmte und sich losreißen wollte, verlor sie das Gleichgewicht, drehte sich auf dem Standbein herum um fiel auf den Rücken. 

Mona hatte sie genau so vor sich, wie sie sie brauchte, nackt und auf dem Rücken. Noch bevor Ellen ihre Beine anziehen konnte, um Monas Angriff etwa abwehren zu können, lag die rothaarige schon auf ihrer Intimfeindin, hatte mit festen Griffen ihre Arme an den Waldboden gedrückt und suchte mit dem Gesicht ihre Halsbeuge. Ellen schrie noch einmal auf, dann drückte Mona mit ihrer rechten Hand ihren Mund zu und drehte den Kopf zur Seite. Ellens Halsbeuge war nun groß und gespannt vor Monas Gesicht und auch wenn Ellen für einen Moment den Linken Arm frei hatte, sie vermochte es nicht mehr, diesen wirkungsvoll gegen Mona einzusetzen. Es war ein Leichtes für Mona, Ellens heftig pulsierende Schlagader zu finden. Gierig und triumphierend biss sie zu. Sie hatte so gut getroffen, dass sie nicht zu saugen brauchte. Ellens Blut wurde regelrecht in ihren Mund gepumpt und Mona verspürte, wie gut es ihr schmeckte, wie wohl es ihr tat. 

Ellen war längst abgeschlafft, hatte schließlich zu atmen aufgehört, als Mona von ihr abließ. Hatte sie jetzt tatsächlich 7 oder 8 Liter Blut geschluckt? Jedenfalls musste Ellen jetzt völlig blutleer sein. Sie würde auch ein Vampir werden, dachte Mona, aber sie sollte nicht. Mona erhob sich, nahm Ellens Körper auf die Schulter und kehrte zur Ruine zurück. Es war noch etwas Zeit, bis die Sonne ihre ersten Strahlen in diesen Tag schicken würde. 

Mit Ellens und Marcos Kleider band sie die Leblose an einen Baum fest und hoffte, dass sie nicht vor Tagesanbruch erwachen würde. Marco war in einem fürchterlichen Zustand. Dämonen waren gegen vieles immun, nicht aber gegen Feuer. So fand Mona ihn in der Ruine grässlich zugerichtet und vollkommen erschöpft vor. Sein Gesicht war von verbranntem Fleisch gekennzeichnet und auch seine Arme und Hände waren mit dicken Brandwunden bedeckt. Er litt Schmerzen und jammerte erbarmungswürdig. Mona schlug ihm vor, sich im Sarg auszuruhen, in der nächsten Nacht würden sie eine Lösung suchen. Marco gab zu verstehen, dass er nicht mehr in der Lage sei, die Treppe hinab zu dem Sarg zu gehen. Mona bot sich an, den Sarg zu holen, er könne ja auch hier oben stehen. Bevor sie das tat, bohrte sie ein paar winzig kleine Löcher in den Deckel. Löcher, die so kaum zu sehen waren. Dann trug sie den Sarg hinauf, was ihr im früheren Leben als Mensch viel zu große Anstrengungen gekostet hätte. Als Marco sich erschöpft in den Sarg legte, schloss sie den Deckel und wartete, bis er fest schlief. Dann hob sie den Sarg an und brachte ihn nach draußen, vor den Eingang der Ruine. 

Die neue Nacht war hereingebrochen und rund um die Ruine war es totenstill. Nur eine schöne, rothaarige Frau trat um Mitternacht ins Mondlicht, ging auf einen rechteckigen hölzernen Gegenstand zu und hob den Deckel an. Als sie ihn wieder schloss, glitt ein zufriedenes Lächeln über ihre Züge, der Sarg war leer. Nicht weit von der Ruine entfernt fanden sich seltsam verschlungene Kleidungsstücke um einen knorrigen Baum. Sie entknotete die Wäschestücke, legte den Sarg mit ihnen aus und trug alles mit ungewöhnlicher Leichtigkeit ins Innere der Ruine. Als sie wieder heraus trat, wiegte sie ihren Körper im Mondlicht und wunderte sich, dass ihr das durch den Mond reflektierte Sonnenlicht nichts anhaben konnte. Auch die nächtlichen Sterne, die doch nichts anderes waren, als weit entfernte Sonnen, waren der schönen Dämonin nicht feindlich gesinnt. Der Mond war ihr Freund und Begleiter. Er ließ ihren feuerroten Kopf gespenstisch schön erscheinen, als sie sich schnell aber lautlos auf den Weg machte, ihren neuerlichen Durst zu stillen. Kurz vor Tagesanbruch kehrte die rote Vampirin zurück, auf ihrem schönen Gesicht spielte ein zufriedenes Lächeln.