Eine zweite Chance

Autorin: Klara Duvert

Jeden Abend stand Wila an den Klippen und betete die See möge sie von ihrem grausamen Mann befreien. Sie empfand schon lange nichts mehr für diesen Mann. Seit dem er gemerkt hatte das sie ihm keine Kinder schenken konnte, sah er sie nicht mehr als seine Frau, sondern als Last. Ständig war Wila eine treue und gute Ehefrau gewesen, doch das hielt ihn nicht davon ab seine Hand gegen sie zu erheben.

Jeder Tag war eine neue Qual. Kam er nun zurück, oder sei sie frei von diesem Tyrannen? Spät in der Nacht kehrte er wieder zurück. Betrunken und zu allem fähig. „Wo ist er?“, wollte er in seinem Wahn wissen. „Hast du kleine Hure dich amüsiert während ich nicht da war?“ Wila kannte diesen Zustand nur all zu gut. Es hatte keinen Sinn ihm zu wieder sprechen. Er war fest der Meinung sie würde ihn Betrügen. Schon allein an den Gedanke was jetzt geschehen würde, zitterte sie am ganzen Leib. 

Henry kümmerte sich nicht um das was er mit Wila gemacht hatte. Eine Frau hatte zu gehorchen und sich dem Willen ihres Mannes zu beugen. Niemals hatte sie sich beklagt. Bei keinem Schlag hatte sie einen Mucks von sich gegeben. Niemals hatte sie sich gewährt oder einen Einwand geliefert wenn er sie gegen ihren Willen genommen hatte. Einmal war es zu viel. Ihr Wille war gebrochen und ihr Herz auch. Es blutete wie die Wunde an ihrer Stirn.

Sie überzeugte sich noch ob Henry wirklich schlief. Dann nahm sie eine Kette aus einer Schatulle und verschwand in die Nacht. An den Klippen legte sie sich die Kette um und hielt das Zeichen der Göttin Hekate in Händen. Tränen verschandelten ihr hübsches Gesicht und vermengten sich mit dem Blut das über ihr Nasenbein floss. „Hekate, wie kannst du nur zulassen dass eine deiner Töchter so leiden muss?“, schallten ihre Worte durch die Nacht. Unter ihr brachen sich die Wellen an dem schroffen Gestein.

Wie einfach es doch währe zwei Schritte nach vorne zu machen. Wila liebte das Leben, doch unter solchen Bedingungen sah sie sich keinen anderen Ausweg als den Tod. Ihre Hand wischte das Blut von ihrem Gesicht. Es war ganz einfach. Sie schloss die Augen und breitete ihre Arme aus. Schritt für Schritt näherte sie sich dem Abgrund. Das Gefühl von Schwerelosigkeit umhüllte sie. Einfach nur fallen, keine Sorgen mehr und keine Angst mehr. Was war das? Etwas umschlang ihre Hüften und brachte sie zurück an den Rand des Abgrunds. Warum nur, warum nur musste sie jemand retten?

Wila sah nicht auf, sie schämte sich für ihr Vorhaben. Schluchzend saß sie auf dem Feuchten Boden. „Warum habt Ihr mich gerettet?“ Sabin legte seine kalte Hand auf ihr Haupt und glitt an der Wange zu ihrem Kinn. Wie angenehm seine Berührungen doch waren. Der erregte Herzschlag drang in sein Ohr. Er war nicht dafür bekannt dass er Mitleid mit den Menschen zeigte. Doch der Schmerz den diese Frau in sich trug berührte sein Herz.

Zögerlich wagte sie auf zu blicken. Ein Mann von vollkommener Schönheit, düster und geheimnisvoll. Wila war sich sicher dass er von Hekate geschickt worden war um sie zu erlösen. Sabin hob dieses arme Geschöpf auf seine Arme und trug sie hin fort. Wie weich doch der Stoff seines edlen Gewandes war und wie hart seine Brust darunter. Er duftete wie der Frühling. Wila sah an ihre Schulter die von seiner Hand gehalten wurde. Klauen einer Bestie die sie zärtlich hielten. Hatte Hekate ihr einen Dämon geschickt um sie zu befreien? Es sah so aus, denn solche Eckzähne hatte nur ein Raubtier. Warum fühlte sie sich dann so warm und geborgen in seinen Armen?

Ihre Lieder wurden schwer. Sacht entglitt Wila in das Reich der Träume. Gerade noch rechtzeitig erwachte sie wieder. Sabin durchquerte mit ihr eine riesige Halle. Zwei Kinder glichen ihm aufs Haar. Das Mädchen durfte älter gewesen sein. Es waren seine Kinder. Callisto und Lukas. Sie empfingen ihren Vater und sahen Wila hungrig an. „Lasst sie! Ihr bekommt euer Mahl schon noch.“ Mahl? Wo war Wila hier wieder hineingeraten? Vom Regen in die Traufe. Von einem Mann der sie schlug war sie plötzlich in die Fänge einer Bestie geraten. Man sollte nie etwas von seinem Äußeren beurteilen. Er war so zärtlich zu ihr, gewährte ihr ein Bett in dem sie seit Jahren nicht mehr geschlafen hatte.

Vor ihrer Heirat mit Henry gehörte sie zu einer angesehenen und reichen Familie. Der Liebe wegen hatte sie ihr altes Leben aufgegeben. Dieser Mann konnte kein Monster sein. Welch ein Ungeheuer hatte heilende Hände? Wenn Sabin nicht gerade eine misshandelte Ehefrau heilt, verbarg er so die Bisswunden die er seinen Opfern zugefügt hatte. Die Wunde auf ihrer Stirn war schnell geheilt. Die an ihrem Körper könnten schon schwieriger werden. „Zieh dich aus.“, befahl er. Wila zuckte zusammen. Sie hoffte sie hatte sich verhört. „Zieh dich aus. Ich will mir deine Wunden ansehen. Soll ich dir dabei helfen?“ „Nein!“, protestierte Wila heftig. Sie erschrak als in dem Kamin ein Feuer erwachte.

Vollkommen entblößt stand sie vor dem Vampir und verschränkte die Arme vor der Brust. Alle Lichter erloschen, bis nur noch der Feuerschein auf ihrem Körper lag. „Dein Mann muss dich oft und heftig geschlagen haben. Diese Blutergüsse sind schon alt.“, stellte Sabin mit Bedauern fest. Wie konnte man als Mann nur eine Frau schlagen? Man schlug keine Frau, nicht einmal wenn sie es verdiente. Sie waren die Mütter ihrer geliebten Söhne und Töchter. Oft wusste man erst was man an ihnen hatte wenn sie nicht mehr waren. Sabin konnte aus Erfahrung sprechen. Auch er verlor seine Geliebte. Beschämt drehte die Frau den Kopf zur Seite.

Er sah sie nur an. „Bitte hört auf mich an zu sehen.“, flehte Wila den Tränen nahe. Der Scham drückte ihr die Tränen in die Augen. Langsam nahm er ihre Arme und streckte sie zur Seite. Wila zitterte am ganzen Körper und wehrte sich gegen seine Machenschaften. Ohne Erfolg, nur spärlich gelang es ihm ihren ganzen Körper zu sehen. Ihr Widerstand war gebrochen. Es gab keinen Punkt an ihrem Körper der nicht die Taten ihres Mannes aufzeigte. Was für ein Monster musste es sein der so ein zartes Geschöpf so schändete.

Ihre Brust hob sich im fast ruhelosen Takt in dem sie atmete. Der Herzschlag überdeckte das Knistern des Feuers. Sabin umfasste ihre Hüften und trug sie zurück zum Bett. „Hab keine Angst. Ich werde dir nicht schaden.“, versprach er und legte seine Hand auf einen der Blutergüsse. Es kribbelte, wurde warm und der Schmerz verblasste. Wie gut es doch tat, sein Berührungen die sachten Geräusche die er beim Atmen von sich gab. Eines ging ihr aber nicht in den Kopf. „Warum macht Ihr das für mich? Ihr kennt mich nicht und ich kenne Euch nicht.“ „Doch ich kenne dich Wila. Jede Träne du an den Klippen geweint hast schwebt in meinen Gedanken.“

Es waren viele Tränen die dort vergossen hatte. Etwas sagte ihr dass sie diesem Wesen vertrauen konnte. Bestimmt wollte er ihr nichts Böses. Sie sog den Atem scharf ein und schloss ihre Augen. Sabin belächelte die Frau und machte weiter. Als er fertig war, schlief Wila schon. War wohl alles ziemlich anstrengend für sie. Fürsorglich warf er eine Decke über sie und ließ sie schlafen. Callisto hatte schon darauf gewartet das ihr Vater aus dem Zimmer kam. Wie er die Tür schloss zeigte ihr dass er sich nicht an der Frau gelabt hatte.

„Papa. Ich habe Hunger.“ Gleich im Vorbeigehen schnappte er sie und trug sie auf seinem Arm hinunter in die große Halle. Dort übergab er sie an eine der zahlreichen Dienerinnen. Er würde nochmals losziehen um sich jemanden zu suchen. So gegen Mitternacht erwachte Wila aus ihrem Schlaf. Callisto's Violinen spiel erregte ihre Aufmerksamkeit. Wie gerufen lag ein Morgenmantel auf einem Stuhl. Er duftete nach Sabin. Es war wohl seiner. So schön weich und warm. Leise schlich sie aus dem Zimmer und folgte der bezauberten Melodie.

Sie spielte ganz in der Nähe. Verzaubert stand Wila in dem Türrahmen und lauschte der kleinen Callisto die für ihren kleinen Bruder spielte. Plötzlich verstummte die Musik und das Mädchen drehte sich Wila zu. „Komm doch zu uns. Ich spiele für dich wenn du willst.“ Ein rührendes Angebot das man nicht abschlagen konnte. „Wo hast du gelernt so zu spielen?“ Die ganze Fröhlichkeit wich aus ihrem blassen Gesicht und Callisto ließ traurig den Kopf hängen. „Meine Mama hat es mir beigebracht.“ Wila sah in die traurigen Augen des Mädchens und wusste es tat weh darüber zu sprechen. Dieses Mädchen ließ sich nicht unter kriegen. Sofort lächelte sie wieder und spielte ein neues Lied.

Lukas hatte sie anscheinen in sein Herz geschlossen. Ohne Scheu setzte er sich auf ihren Schoß und legte Wila's Arm über seine Schulter. Sein kleiner Körper war so kalt. Wila nahm die Decke die neben ihr lag, schwang sie um ihre Schultern und bedeckte auch das Kind auf ihrem Schoß. Nach einiger Zeit verstummte die Geige und Callisto kuschelte sich zu ihnen ins Bett. „Papa hat dich wohl sehr gern. Bleibst du bei uns?“, fragte sie in mit ihrer niedlichen Mädchen Stimme. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Was war wenn der Morgen anbrach? War das alles nur ein Traum und sie müsse wieder in ihr Leben voller Qualen zurück?

Es musste ein Traum sein, denn es war nichts mehr zu spüren als die Zuneigung die diese Kinder für sie aufbrachten. „Das sehen wir Morgen. Es ist schon spät, zeit für euch ins Bett zu gehen.“ Callisto runzelte die Stirn. „Ich vergaß dass es für euch spät ist. Du kannst ruhig schlafen, wir werden über dich wachen.“, verkündete das Mädchen. Na ja, was soll’s. Ihr Vater war ja auch kein Mensch. Dankbar nahm sie das Angebot an und drückte die Kinder an sich. Ganz neue Gefühle machten sich in ihr breit. Muttergefühle.

Wie lange beobachtete Sabin die drei schon? Ein glückliches lächeln zierte sein Gesicht. Wila lebte noch, ihr Herzschlag war deutlich zu hören. Seine Kinder schliefen und inmitten von ihnen eine Frau die für ihn so wertvoll war wie die beiden neben ihr. Sacht hob er Callisto hoch und trug sie in ihr Zimmer. Verschlafen sah Wila ihren Retter wieder ins Zimmer kommen. Er half ihr auf und kümmerte sich nun um seinen Sohn. Mit der einen Hand an ihrer Hüfte, geleitete er sie zurück in das Zimmer in dem er ihre Wunden versorgt hatte.

Wila schien es nicht zu merken wie er ihr den Morgenmantel abnahm und sie ins Bett brachte. Geschockt riss sie am späten Nachmittag die Augen auf. Ein Arm war um sie geschlungen und ihre Wange lag auf seiner nackten Brust. Kein Härchen verschandelte diese Augenweide. Sein Körper, so anziehend wie geheimnisvoll. Hatte sie miteinander Geschlafen? Wila wusste es nicht mehr. Die Kinder waren ihre letzte Erinnerung. Als sie seine Hand weg schob verletzte sie sich an seinen Klauen. Drei blutende Striche.

Sabin roch ihr süßes Blut und war sofort wach. „Morgen Wila.“, begrüßte er sie noch halb im Schlaf. Die Frau zog sich die Decke bis zum Kinn und wünschte ihm ebenfalls einen guten Morgen. Sein makelloser Körper richtete sich auf. Er hatte ihre Wunden schon einmal geheilt, wieder legte Sabin seine Hand auf die Kratzer und seine Magie verschloss sie Narben los. „Wie fühlst du dich?“ „Gut, aber ...“ „Du hast Angst vor mir.“, unterbrach er sie und bettete den Kopf in den Kissen. „Nein, das ist es nicht. Euch habe ich schließlich mein Leben zu verdanken.“, widersprach Wila. Sabin belächelte ihre Widersprüche und meinte: „Es währe dumm wenn du keine Angst hättest. Die Angst liegt euch Menschen in den Genen. Du kannst dich hier frei bewegen, nur lass die Finger von den Vorhängen. Siehst du den Schrank dort drüben? Nimm dir was dir gefällt.“

Womit hatte Wila solche Freundlichkeit verdient? Staunend Blicke schweiften über die prachtvollen Kleider. Eines schöner als das andere. Da sah sie ihres. Ein grob gewebtes Kleid wie es die Dienstmädchen trugen die sie bei ihrer Ankunft erspäht hatte. Sabin hatte Stiel und Klasse. Seine Kinder, seine Bediensteten und er waren schöner als es ein normaler Mensch nur sein konnte. In keiner weise passte Wila hier her. Jeder Schritt den sie in den Gängen machte entfachte eine Fackel an den Wänden. Die Bilder an den Wänden zeigte Sabin und seine Familie. An dem Ende des Ganges hing eines an dem sie nicht vorbei konnte ohne es genau an zu sehen.

Eine wunderschöne Frau mit schwarzem langem offenen Haar saß auf einem Stuhl und hinter ihr stand Sabin. Diesen Kamin kannte sie doch, es war der in seinem Schlafzimmer. Callisto klammerte sich an ihren Vater und Lukas saß auf dem Schoß dieser Frau. War diese Schönheit etwa seine Frau gewesen? Es musste so sein. Alle sahen so glücklich aus. Genug, ihr Weg führte Wila in eine gigantische Bibliothek. Seit einer Ewigkeit hatte sie schon kein Buch mehr in Händen. Sie war so in das Buch vertieft, dass sie nicht bemerkte dass es draußen schon dunkel wurde.

Das Mädchen erschreckte sie fast zu Tode. Die Tür war nicht geöffnet worden und Schritte waren auch nicht zu hören. Skeptisch betrachtet Callisto die Frau die sie ansah als hätte sie einen Geist gesehen. „Warum hast du denn diese Sachen an?“, wollte sie mit einem Nasen rümpfen wissen. „Es sind meine Sachen.“, antwortete Wila mit einem Lächeln. „Weist du schon ob du bei uns bleibst?“ „Ja, ich möchte sehr gerne bei euch bleiben, aber ob ich bleiben darf liegt an deinem Vater.“ Schon mischte sich Sabin ein: „Was liegt an mir?“

Seine Blicke hafteten an dem Gewand das Wila trug. „Haben dir die Kleider denn nicht gefallen?“ „Doch, sie sind wunderschön. Das ist es, so etwas sollte kein Bauerntrampel tragen.“ „Stimmt für so jemanden sind sie zu schade, aber für dich sind sie wie gemacht.“ Wila fühlte sich geschmeichelt von seinen Worten. Hilfsbereit bot er ihr seine Hand und half ihr auf die Beine. Er führte sie in einen Speisesaal. „Du musst hungrig sein.“, bemerkte er als er ihr einen Stuhl anbot. Die herrlichsten Speisen waren aufgetischt. Endlich durfte sie sich wieder satt essen. Lukas und seine Schwester stießen auch noch hinzu.

Sabin begnügte sich mit einem rotem Apfel und seine Kinder bekamen eine Suppe. Wie es sich gehörte breitete Callisto eine Serviette über ihre Beinchen. Lust los tauchte sie den Löffel in die rote Flüssigkeit, schöpfte auf und ließ es wieder in den Teller zurück fließen. „Hör auf. Mit Essen spielt man nicht.“, mahnte Sabin. „Das sieht bei dir aber anders aus!“, fuhr sie ihren Vater an. „Du darfst dich entfernen.“, sagte er mit gleichgültiger Stimme. Schnaubend warf das Mädchen die Serviette auf den Boden und stapfte wütend hinaus. Höflich entschuldigte Sabin das Verhalten seiner Tochter.

Nach diesem köstlichen Mahl führte er Wila in einen kleine Salon. Dort geschah es, zärtlich schloss er Wila in sein Arme und flüsterte ihr sacht ins Ohr: „Bleib bei mir mein Engel.“ Überglücklich über diese Aufforderung, willigte die Frau ein die Ewigkeit mit diesem Wesen zu verbringen. In einem innigen Kuss vertieft, bemerkte sie nicht das Sabin sie ins Schlafzimmer gebracht hatte. Ihr Kleid ließ sich ganz einfach von den Schultern streichen. Liebkoste ihren schlanken Hals mit seinen Lippen und streichelte ihren wohlgeformten Körper. Abermals trafen sich ihre Lippen und seine Zunge erkundete die Geheimnisse ihrer süßen Mundhöhle.

Keuchend verließen die Worte seinen Mund. „Schwöre mich zu lieben. Schwöre es so lange wir leben.“, verlangte Sabin und küsste heftig ihren Hals. „Ah! Ich schwör dich zu lieben. Mit allem was ich habe, bis das der Tod uns scheidet.“, schwor sie und klammerte sich an seinen Hals. Der Vampir verschaffte ihr Befriedigung wo Henry versagt hatte. Im Zustand des Höhepunktes wurde das Blut am schnellsten durch den Körper gepumpt. Stöhnend streckte sie ihren Hals. Sabin nutzte diese Gelegenheit und verbiss sich darin.

Welch eine Wohltat ihr frisches Blut doch war. Obwohl es den bitteren Geschmack der Unschuld in sich trug. Diese Frau hatte noch nie etwas Böses getan. Es war genug, Sabin wollte sie nicht töten sondern zu seiner Braut machen. Befriedigt und erschöpft lag sie in seinen Armen. Sanft streichelte er ihre Wange und strich über ihre noch immer von Erregung angeschwollenen Lippen. Zaghaft küsste sie seine Finger. Als der süße Geschmack ihren Gaumen bezauberte, begann sie daran zu saugen. Sacht aber deutlich zog er ihren Kopf zurück. Es reichte für den Anfang. 

„Ich danke dir.“, wisperte Wila und schlief ein. Sabin drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Er wachte über ihren Schlaf und sorgte dafür dass sie sich wohl und geborgen fühlte. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Langsam öffnete sich die Tür und Callisto steckte ihren Kopf herein. Zögernd erklang ihr zartes Stimmchen: „Bist du böse auf mich?“ Wie konnte er nur böse auf seine Tochter sein? Da sie Linette doch so ähnlich war. Wila schlief tief und fest. Ohne es zu bemerken schob Sabin sie ein Stück zur Seite um Platz für seine Tochter zu machen.

„Wila wird niemals deine Mutter ersetzen können, aber ich bitte dich darum sie mit so zu behandeln. Es wird schwer für dich. Versuch ihr nicht wegen allem und jedem das Leben schwer zu machen.“, bat er seine Tochter und streichelte ihr rabenschwarzes Haar. „Ich mag sie. Sie erinnert mich an Mama. Tut es dir weh wenn ich Mama zu ihr sage?“, erkundigte sich der kleine Vampir mit schuldbewussten Blick. Ganz im Gegenteil. Callisto schien diese Frau wirklich in ihr Herz geschlossen zu haben. Es war beruhigend das es keine Komplikationen mit der neuen Frau an seiner Seite gab. Als Wila wieder erwachte, fühlte sie sich stark und überlegen. Das Bett war leer und schon kalt.

In einem Spiegel sah sie ihr Äußeres. Unglaublich, sie fuhr sich mit der Zunge über ihre Zähne um fest zu stellen das es kein Trugbild war. Nein, der Spiegel belügte sie nicht. Ihr matt schwarzes Haar schimmerte blau und sah aus wie frisch gewaschen. Ihre Augen strahlten und hatten die Farbe und die Ausstrahlung des Feuers. Klauen die sie an der Steinmauer entlang zog. Die Mauer zeigte die Spuren auf aber die Klauen waren noch genau so schon wie vorher. Etwas rief nach ihr. Hastig öffnete sie den Schrank und legte die Kleider heraus. Eine zweite Tür! Dieses drängen kam von ihr. Wila traute ihren Augen nicht. Noch nie hatte sie so ein elegantes Kleid gesehen. Schwarz wie die Nacht und einfach, und doch hatte es Stiel.

Schimmerndes Leder und schwarzer Samt. Wie an gegossen saß es auf ihren Hüften. Ihre Beine lagen frei und ihre Arme auch. Das Kleid teilte sich vom Bauchnabel weg in ein Dreieck. Wenn auch nur spärlich bedeckte es dennoch die Blößen seines Trägers. Diese dazugehörigen Lederstiefel waren ein Traum. Sie gingen bis weit über das Knie und mussten geschnürt werden. Was war das? Leder für die Arme. Wie einen Handschuh streite Wila sie über. Die Hände blieben frei und die Unterarme und die Ellbogen wurden bedeckt. Voller Stolz betrachtet sich Wila im Spiegel. Ihre Reize kamen vollkommen zur Geltung. 

Eine Stimme schallte ihr durch den Kopf. „Pass gut auf meinen Sabin auf.“, verlangte sie. Sabin. Was würde er davon halten das sie dieses Kleid trug? Das sagte er ihr schon in diesem Augenblick. „Es steht dir ausgezeichnet. Willst du es ausprobieren? Linette trug es immer zur Jagd.“ Linette trug es also. Dann war das eben ihre Stimme. Wila stimmte zu zu jagen aber vorher musste sie noch etwas erledigen. Sie wollte sich von Henry verabschieden. Sabin las ihr diesen Wunsch von den Augen ab und brachte sie zu ihrem alten Zuhause.

Kein Stein war auf dem anderen geblieben. „Ich dachte nicht dass du dich hier noch mal blicken lässt.“ Sie zuckte zusammen bei der trunkenen Stimme ihres Mannes. „Bist du jetzt die Hure dieses Bastards?“ Es stank nach Erbrochenen und allem was ein Mensch sonst noch von sich gab. „Henry ich wollte mich nur von dir verabschieden, wie es aussah hattest du kein Vergnügen mehr an mir.“ „Halts Maul du bist meine Frau und gehst nirgendwo hin!“ Er wankte auf sie zu und versuchte ihr ein zu prägen wo ihr Platz sei.

Wila wollte es nicht tun, aber Henry ließ ihr keine andere Wahl. Zu schnell für das menschliche Auge, schnappte sie die ausgeholte Hand und drehte sie auf seinen Rücken. Mit der anderen Hand hielt sie seinen Hals. „Ich wollte mich nur von dir verabschieden. Du läst mir keine andere Wahl. Wir sehen uns in der Hölle mein geliebter Gemahl.“ Schon verbiss sie sich in seinem ungewaschenen Hals. Sie war stark genug um ihn fest zu halten und ihren Hunger an ihm zu stillen. Oh Gott, nicht einmal für das war Henry zu gebrauchen. Sabin kostete ihn und genoss den Beigeschmack des Alkohols. Seine blutleere Leiche durfte nicht gefunden werden. Alle Erinnerungen an ihn sollten zusammen verbrennen. Der Alkohol beschleunigte die Ausbreitung des Feuers auch noch.

Schaulustige und die die Helfen wollten das Feuer zu löschen waren sofort zur Stelle. Wila und ihr neuer Gemahl wichen den helfenden Händen aus und verschwanden zusammen aus der Stadt. Noch auf den Klippen war der Feuerwall zu sehen der sich aus zu breiten schien. Sie hatte ja ganz vergessen dass November war. Die ersten Schneeflocken bedeckten ihr Haupt. Wie schön es doch war den Flocken zu zusehen wie sie sacht zu Boden schwebten. Die Vampire fühlten die Kälte nicht, nur die Wärme die sich durch ihre Mahlzeit erhalten hatten.

Zusammen tanzten sie durch die wunderbare Flockenpracht. Sie hatte alles was sie sich wünschte. Einen Mann der sie liebte und respektierte, ein Zuhause in dem keine Ratten durch die Zimmer huschten und was am wichtigsten war, Callisto und Lukas. „Freust du dich schon auf unser gemeinsames Kind?“ Diese Frage riss eine große Wunde in ihr Herz. Denn sie konnte keine Kinder bekommen. „Liebst du mich trotzdem? Auch wenn ich dir keine Kinder schenken kann?“, fragte sie zögerlich. Liebevoll strich er ihr eine Strähne zurück. „Ich werde dich immer lieben. Wila du bist eine gesunde Frau. Du wirst sehen, noch vor Neujahr wirst du mit einem gesunden Baby vor dem Kamin sitzen.“, schwor er ihr. Könnte es doch nur wahr sein., dachte sich Wila bei seinen Worten. Schon am Heiligen Abend erfüllte sich ihr sehnigster Wunsch. Sie hatte ihm einen Kern gesunden Jungen geschenkt. Dieser war das kostbarste Geschenk was jemals unter dem Baum gelegen hatte.