Cathérine

Autorin: Klara Duvert


Ein trauriges Jahr für Paris. Die Pest vernichtete ganze Stadtteile und es war keine Besserung in sicht. Noch dazu war eine neue Bedrohung entstanden. Dieses Wesen tötete wegen Geld. Stimmte die Belohnung, wurde der Auftrag erfüllt. Seine Opfer erhielten stets eine Vorwarnung. Es machte die Jagd interessanter wenn diese Menschen wusten das sie getötet wurden. Die rote Rose die sie bekamen, steckte meistens in ihrer linken Handfläche. Ein Zeichen das der Todesengel zugeschlagen hatte. Er legte großen Wert darauf nicht erkannt zu werden. Jeder der ihm einen Auftrag gab, begegnete ihm nur flüchtig und vermummt.

Niemals ließ er seine Stimme hören. Der König und der Staat Frankreich war machtlos. Wie ein Schatten bewegte sich dieses Wesen durch die Gassen und über die Dächer. Der König hatte nichts zu befürchten. Dieses Kopfgeld konnte niemand bezahlen. Einer der englischen Bohtschafter versuchte es einmal. Sie trafen sich um Mitternacht in einer Terverne um den Auftrag zu besprechen. „Hier hast du dein Geld. Das müsste reichen.“ Es reichte bei weitem nicht. Dieses Wesen ließ seine Stimme nur sprechen wenn es sicher war, dass sie von keinem lebendigen Ohr mehr gehört wurde. „Du erwartest das ich mich in höchste Gefahr begebe und meinen König verrate?“ Der Mann war überrascht über den sanften Klang dieser Stimme. „Bist du mit der Belohnung nicht zufrieden?“ „Ich bin damit nicht zufrieden das ich für einen dreckigen Engländer meinen König töten soll.“ Mit diesen Worten machte der Todesengel seinen Namen alle Ehre.

Für den Wirt war es selbstverständlich das er den Mund hielt. Dieser Mörder der sich selbst Diable nannte war in seinen Augen ein Volksheld der mit allen Mitteln sein Land und seinen König gegen Skupel und Verrat verteidigte. Auch er kannte seine Identität nicht. Niemand kannte sie. Tags über hielt sich Diable versteckt. Sein Revier war die Nacht.
Cathérine weckte gerade die Kinder die wie sie in diesem Weisenhaus aufwuchsen. Sie war kaum siebzehn und kümmerte sich um die Kinder die nur drei Jahre Jünger waren als sie. Ihre Schwester Françoise war auch hier. Sie war auch der Grund warum sie sich noch nicht aufgegeben hatte. Warum sie die Schikanen des Besizers immer wieder über sich ergehen ließ. „Morgen Françoise. Hast du gut geschlafen?“ Die kleine blinzelte ihr verschlafen entgegen. „Morgen, ich hatte einen schönen Traum.“ Interessiert sah sie ihre kleine Schwester an. „Ach, und was hast du schönes Geträumt?“ „Ich habe geträumt das Diable gekommen ist und uns von hier fort gebracht hat. Weg von diesem Ort.“

Geschockt über diese Vorstellung versuchte sie ihrer Schester diese Idee aus zu reden. Sie kannte Françoise, hatte sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt machte sie alles um es in die Tat um zu setzen. „Das nennst du einen schönen Traum? Also ich möchte Diable nicht einmal in meinen Träumen begegnen.“ „Warum nicht? Du kennst ihn doch gar nicht. Was wäre wenn er uns wirklich hohle?“ „Denk lieber gar nicht daran. Wer weis was er dann mit uns anstellt?“ Es hatte keinen Zweck Françoise entgegen zu reden. Sie hatte es zu ihrem Ziel gemacht Diable zu sehen und mit ihm zu sprechen. Na schön, sie sollte ihn zu Gesicht bekommen. Nur um ihr zu beweisen das er nicht das war was sie von ihm. Ihr Tag verlief normal. Doch als alle schliefen, vergewisserte sich Françoise das auch wirklich alle tief und fest schliefen. Besonders ihre Schwester. Doch diese teuschte sie ein und wartete ab bis ihre Schwester aus dem Haus war. Cathérine zog eine schwarze Kiste unter ihrem Bett hervor und bereitete sich auf das Treffen vor. Am Tag eine liebevolle Frau und in der Nacht ein gnadenloser Mörder.

Lautlos bewegte sie sich über die Dächer der Stadt. Schnell war Françoise gefunden. Diable zog eine weiße Rose hervor. Diese warf er vor die Füße des Mädchens um sie daran zu hindern das sie weiter ginge. Der Stängel steckte in einer der Ritzen der Straße. Prächtig ragte die Blühte ihren schneeweißen Kopf dem Himmel entgegen. Ängstlich blickte das Mädchen in die Richtung aus der die Blume kam. Sie glaubte zu träumen, denn Diable schwang sich von dem Dach und stand nur wenige Meter von ihr. Die Sorge das ihre Schwester sie erkannte war unbegründet. Diese war zu fasziniert das sie jemandem wie ihm gegenüber stand. Sie wagte es nicht zu Sprechen sondern streckte ihre kleine Hand aus. Plötzlich durchdrangen Pfiffe die Stille. Beamte eilten herbei. Wie schade das Diable nicht in ihrer Gesellschaft blieb. Er zog eine Kugel hinter seinem Umhang hervor. Lessig spielte er damit und ließ die Männer näher kommen. Verspottend winkte die behandschuhte Hand, bevor er die Kugel warf. Eine Rauchbombe die die Straße mit ihrem stechenden Rauch einhüllte.

Wie immer war Diable verschwunden als sich der Rauch verzog. Es war noch zu früh um in das Heim zurück zu gehen. Hoffendlich erwischte sie Heute noch einen Auftrag, denn das Geld war knapp mit dem sie das Pulver des Apothekers bezahlte. Sie war darauf angewiesen. Es zügelte die Gelüsste des Mannes der sie damals in dem Heim aufnahm. Noch dazu verhinderte es bei ihr das sie ein Kind erwartete. Ihre Kontaktperson war nicht wie erwartet ein hasserfüllter Mann der Rache wegen eines Grundes suchte der in ihren Augen lachhaft war, sondern ein kleiner Junge der jünger als ihre Schwester war. „Diable?“, rief eine kleine zarte Stimme durch die Dunkle Gasse. Die Aufmerksamkeit galt sofort dem Jungen der ihr drei Münzen hin hielt. „Bitte hilf mir. Messire de Roussay hat gedroht alle meiner Familie hinrichten zu lassen wenn wir nicht von unserem Grund verschwinden.“

Abweisend sah er den Jungen an und nahm die Münzen entgegen. „Bitte hilf mir.“, flehte der Junge den Tränen nahe. Es war zwar nicht das was sich Diable erhofft hatte, doch so ein Unrecht musste beseitigt werden. Ohne ein Wort zu verlieren steckte er seine Bezahlung ein und verschwand in dem Nebel der sich über die Stadt gelegt hatte. „Nicht zu fassen. Jetzt nehme ich schon Aufträge eines Kindes entgegen.“, fluchte Cathérine und sah auf den mikrigen Lohn. Sie konnte nicht zulassen das eine ganze Familie wegen solchen Machtdemonstrationen zerstört wurden. Doch es war ganz anders. „Ich habe getan was Ihr gesagt habt.“, stotterte der Junge auf den Stufen knieend. „Ist Diable darauf herein gefallen?“, fragte eine beängstigende Stimme. „Ich glaube schon. Er hat das Geld behalten.“ „Glauben ist mir zu wenig.“, unter brach ihn die schroffe Stimme von de Roussay. Verängstigt zuckte der Junge zusammen. „Du kannst gehen. Ich brauche dich nicht mehr.“ Wie gerne verschwand der Junge von diesem unheimlichen Ort. Diable war in Hochform. Mit was der Messire nicht gerechnet hatte, war das er schon auf seinem Lager die gefürchtete rote Rose fand. „Sie ist besser als ich gedacht hatte.“, gab er entzückt von sich.

„Morgen schon gehörst du mir Diable.“, schwor er sich mit einem Lächeln auf den Lippen. Dieser Mörder war noch ganz in der Nähe. Er hatte den Messire gesehen, dass erleichterte ihm die Arbeit. Allerdings nicht um vieles. Schwierig war es hinein zu kommen, seinen Auftrag zu erfüllen und wieder unversehrt heraus zu kommen. Das würde sich schon noch ergeben. Bis jetzt stand immer das Glück auf seiner Seite. Nachdenklich kehrte er zurück und schlüpfte wieder in die Rolle des armen Weisenmädchens. Einkaufen stand an der Tagesordnung. Mit einem großen Korb schländerte Cathérine durch die Straßen der Stadt. Nur wehnige Menschen trauten sich noch auf die Straße. Zwei riesige Männer stellten sich ihr in den Weg. „Kann ich euch weiterhelfen?“, fragte sie unschuldig und sah in die ernsten Mienen der Männer. Sie sahen sich gegenseitig an. „Stell dich nicht dümmer als du bist. Du hast unserem Freund ziemlich schwer zu gesetzt.“ Reumütig sprachen die Worte aus ihrem Mund: „Ich weis nicht von was Ihr sprecht.“ Ihr Kopf drehte sich in die entgegen gesetzte Richtung aus der der Schlag kam. „Wir werden dir deine Flausen schon austreiben.“, brüllte einer mit blinder Wut in den Augen.

Cathérine ließ augenblicklich den Korb fallen, wich den Männern aus und flüchtete in eine dunkle Seitengasse. Auf offener Straße konnte sie ihnen keine Lektion erteilen. Wie eine Beute stand sie gefangen zwischen den Männern die ihr den Fluchtweg versperrten und dem Ende der Gasse. „Jetzt haben wir dich.“ Zu früh gefreut. Selbsbewusst erhob sich Cathérine aus dieser entwürdigenden Position der Angst und lächlete ihnen entgegen.
„Da ihr mir gefolgt seit habe ich leider keine andere Wahl.“ Gelächter entsprang aus ihrer Drohung. „Was will ein Weib schon ausrichten?“ Sie zeigte es ihnen was ein Weib ausrichten konnte. Stöhnend krochen sie am Boden. Cathérine richtete ihr Kleid und stieg über die Männer die in einer Pfütze lagen hinweg. „Dank euch bleiben meine Schuhe trocken.“ Ihr Gesicht wurde blass als sie Françoise erblickte. Sie hatte alles gesehen. „Cathérine.“, stotterte sie. „Françoise, es ist nicht das wonach es aussieht.“

Eine magere Ausrede. Die Ereignisse überschlugen sich. Die Kiste wo sie alle die Jahre Diable versteckt gehalten hatte wurde gefunden. Das einzige wovor sie Furcht zeigte trat ein. Ihre letzte Nacht verbrachte sie in Ketten im Verlies. Zuvor musste sie noch semtliche Qualen erdulden die sich der Folterknecht einfallen ließ. Die tiefen Spuren der Peitsche verschandelten ihren zarten Rücken. Arnoud hatte alles mitgehört. Seine Auserwählte hielt sich tapfer. Auf die Frage „Hast du schon genug?“ spuckte sie dem Folterknecht mitten in seine hässliche Visage. Nur noch mehr Schmerzen und Pein waren die Folge. Bis spät in die Nacht hinein musste sie in der Folterkammer verbringen. Als er sie in die Zelle brachte und ihr die Ketten anlegte, meinte er: „Morgen vor deiner Hinrichtung, amüsieren wir uns noch einmal richtig.“ Cathérine glaubte allein zu sein. Angst und Verzweiflung. Wie kam sie da nur je wieder lebendig heraus? Mutlos legte sie den Kopf auf ihre geschundenen Knie. Eine einzelne Träne rann über ihr Geschlagenes Gesicht.

Ihre Verzweiflung wurde von einer Stimme aus dem Nichts durchbrochen. „Jetzt haben sie dich doch vor mir erwischt.“ Sofort blickte Cathérine auf und sah eine rote Rose vor ihren Füßen. Der Unbekannte gab sich als Arnoud de Roussay zu erkennen. Der Mann dem sie vergangene Nacht eine Warnung geschickt hatte. „Gefällt es dir mich so gedemütigt zu sehen?“ Noch nie hatte sie jemanden mit Euch angesprochen nachdem er wusste das sie Diable war. „Nein, ich bin wegen etwas anderem hier. Seit Diable aufgetaucht ist beobachte ich dich schon Cathérine.“ „Das ist auch schon egal. Morge bin ist meine Hinrichtung. Also was soll's?“, zischte sie zwischen Trauer und Wut gefangen. „Es muss nicht so sein Cathérine. Komm zu mir so lang du noch jung und schön bist.“, forderte Arnoud das Mädchen auf. „Vor allem noch lebendig.“, fühgte er noch hinzu und streckte seine Hand nach ihr aus. Erschrocken über seine Erscheinung schlug sie seine Hand weg. „Niemals! Ich werde mich niemals einem Teufel anschließen!“

Arnoud lachte auf und sah sie spöttisch an. „Was währest du nach deinem Erachten? Eine Heilige weil du mit guten Absichten handelst? Oder vielleit doch nur ein kleiner Dämon der Menschen gegen Bezahlung tötet?“ Seine Worte stimmten sie nachdenklich. War etwas Wahres daran was er sagte? „Verschwinde! Du tötest nur ...“ Rasch wurde sie von Arnoud unterbrochen. „Tu nicht so scheinheilig! Wir beide töten aus dem selben Grund. Um zu überleben.“ Cathérine fehlten die Worte. So stur konnte sie gar nicht sein, als dass Arnoud sie nicht bekäme. Er sprengte ihre Ketten und zog sie zu sich hoch. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihren Körper. Sofort zwang er sie sich hin zu legen. Leichter gesagt als getan. Ihr Rücken trug noch die Spuren der Folter und forne sah es auch nicht besser aus. Der Vampir beugte sich zu ihr hinunter und befreite sie von dem lässtigen Stoff. „Was machst du da? Hör auf.“, wante Cathérine gegen diese unsitsamen Berührungen ein. „Sei still!“, mahnte Arnoud und senkte sein Haupt auf die blutende Wunde.

Unweigerlich fuhr das Mädchen unter seiner brennenden Zunge zusammen. Anfangs brannte es wie Feuer, doch langsam began dieses Gefühl sich zu verwandeln. „War doch gar nicht so schlimm.“, flüsterte er ihr ins Ohr, nahm ihren Arm und drehte sie auf den Rücken. Erst jetzt wurde sich Cathérine über ihre Nacktheit im klaren und versuchte ihre Bloße vor seinen musternden Blicken zu schützen. Er war zu weit gekommen um sich jetzt noch von ihren Armen hindern zu lassen. Irrgendwie süß. Die großen blauen Augen die aus dem scharlachrotem Gesicht heraus leuchteten. „Schämst du dich? Es besteht kein Grund dazu. Es wäre zu schade diesen wundervollen Körper zu begraben oder zu verbrennen.“ Ein ganz neues Gefühl wallte in ihr auf. Das Gefühl begehrt zu werden. Nicht nur um seine eigene Lust zu stillen. Zögernd wagte Cathérine um sein Angeboht nocheinmal nach zu fragen. Seine Lippen verließen ihren Bauch und sein Gesicht war ihrem so nahe das sie das verlangen nach ihr spürte das Arnoud hegte. „Ich habe dich auserwählte Cathérine. Es gibt keinen Zweifel daran das ich dich nicht nur für das eine haben will. Du sollst es sein. Meine Königin der Nacht, meine Frau.“ Wer könnte dem noch wiederstehen?

Darauf hatte er gewartet. Ihr Lächeln war so bezaubernd das es ihm den Verstand raubte. Die schlanken Ärmchen schlangen sich um seinen Hals. Diese Haut war so zart, so verführerisch. Zärtlich strich er ihr das Haar zurück und drückte einen festen Kuss auf ihren Hals. Das lang erwartete traf ein. Der Geschmack ihres eigenartigen Blutes konnte endlich seinn ganzes Aroma frei setzen. Ein erquickendes Erlebnis diesen edlen Tropfen zu kosten. Es gab keine zweite Frau wie Cathérine, dabei war sich der Vampir sicher. Eine Frau so warmherzig und rein wie der frische Tau auf einem Rosenblatt, doch klebte das Blut vieler Menschen an ihren Händen. Diese Eigenschafften machten sie zu so etwas besonderem. Ihre Gegenwehr und das entsetzte keuchen waren nur ein kleiner Zusatz zu seinem Vergnügen. Um sie auf den Geschmack zu bringen, küsste Arnoud ihre Lippen und ließ sie von ihrem eigenen Blut kosten. Anschließend gab er ihr von sich zu kosten.

Die Verwandlung war abgeschlossen. Cathérine gehörte ihm, sie würde auf ewig an seiner Seite bleiben. Die ersten Nächte war es noch schwer für sie. Stunden lang hockte sie auf einem Dach und sah zu wie sich Françoise wegen ihr die Augen ausweinte. Es zeriss ihr das Herz ihre kleine Schwester so leiden zu sehen. Arnoud kam sie immer wieder abholen. Jedes Mal wenn sie fragte ob er nicht auch das selbe mit Françoise zu machen, antwortete der Vampir: „Wenn sie älter ist. Lass den Kopf nicht hängen Cathérine. Zwei Jahre sind schnell vergangen und dann seit ihr beide wieder vereint.“ Dieses Versprechen und Arnoud' Liebe gaben ihr die Kraft weiter zu leben im Schutzmantel der Nacht.