Es gibt sie wirklich
 (Copyright 2001 by desmodus rotundus) 


Natürlich gibt es keine Vampire.

Zumindest nicht in dieser Art, wie sie uns in abenteuerlichen Romanen oder cineastischen Ergüßen in diversen Lichtspieltheatern dargeboten werden.
Es gibt keine untoten Monster, die sich in den nächtlichen Straßen auf die Jagd nach hübschen Jungfrauen machen, um ihnen das Blut aus den Leibern zu saugen.
Es gibt sie nicht, die Kinder der Nacht, die Ausgeburten der Hölle, die sich mit den Tieren vereinigen, unsere geheimsten Gedanken lesen können, und sich in jedes beliebige Wesen verwandeln können.

Selbstverständlich glaube ich an solche Gestalten nicht.
Dennoch behaupte ich, daß es Vampire gibt.

Damit meine ich aber auch nicht die „desmodus rotundus“, eine Riesenfledermaus, die in Zentralamerika lebt, und sich ausschließlich vom Blut großer Säugetiere ernährt. Nein, ich meine die metaphorische Auslegung dieser Erscheinung in Bezug auf die menschliche Psyche.
Keine andere Legende birgt soviel Symbolik in sich, wie die tragische Liebesgeschichte von Graf Dracula und seiner Mina. Die Auslegung dieses Stoffes als Liebesgeschichte zeigt sich wohl am deutlichsten in Francis Ford Coppola´s Verfilmung. Als Vorlage für die blutrünstigen Taten des Grafen, diente dem irischen Schriftsteller Bram Stoker der rumänische Schreckensherrscher Vlad, genannt Tepes der Pfähler.
Viele sehen in Dracula nur ein brutales Monster, doch Bram Stoker traf mit seinem Roman eine Aussage, die schon William Shakespear, ja sie lesen richtig, William Shakespear in seinem Stück „Romeo und Julia“ getroffen hatte. Nämlich daß die Liebe ewig währt und stärker ist, als der Tod. Stoker vermittelte auf seine Weise, daß die Liebe keine Grenzen kennt, weder in geographischer, noch in chronologischer, noch in geistiger Hinsicht.Es war eigentlich die Liebe, derer der Autor die Unsterblichkeit beigemessen hatte.

Denken sie einmal über Folgendes nach:
Oft zieht uns die Liebe in ihren Bann, und manchmal fügt uns die Liebe kleinere oder auch größere Wunden zu und wir fühlen uns ihr vollkommen ausgeliefert. Wir können nicht mehr klar denken, und handeln wider jeder Vernunft, nur um ihren Durst zu befriedigen. Einmal von ihr ergriffen, wandeln wir herum wie seelenlose Wesen.
Hoppla !!! - War nicht etwa doch die Liebe der eigentliche Vampir, dem Bram Stoker sein größtes Machwerk gewidmet hatte ?
Spätestens an dieser Stelle werden viele Behaupten, daß Dies wohl eine sehr romantische aber sehr weit hergeholte Auffassung sei, und ich muß sagen, sie haben völlig recht.

Jeder sieht in diesem Roman etwas Anderes. Für jeden ist auch ein Vampir etwas Anderes.
Vampire sind nämlich die Meister der Verwandlungskunst. Sie erscheinen jedem in anderer Gestalt. Doch eines haben diese Gestalten stets gemeinsam;
Sie beinhalten immer unsere geheimen Hoffnungen und Befürchtungen, wenn sie uns in Erscheinung treten. Dem einen erscheinen sie als schmerzliche Erfahrung in der Liebe, dem anderen als schlechtes Gewissen. Seit Jahrtausenden spuken die Vampire schon in unseren Köpfen herum, und veranlassen uns zu wirren Taten, bis wir uns selbst langsam in Vampire verwandelt haben und unser Umfeld befallen. Wer einmal von einem Vampir benutzt wurde, geht entweder zu Grunde oder er leckt sein Blut und wird somit unweigerlich selbst zum Vampir.
Schmerzliche Erfahrung ist ansteckend und breitet sich aus, wie eine tödliche Seuche. Diese Aussage wird von allen namhaften Psychologen der Welt bestätigt und dient mitunter als Grundlage der modernen Psychologie

Auch in umstrittenen Fachkreisen, wie zum Beispiel in der, von L.Ron Hubbard entwickelten „Dianetik“, spricht man vom reaktiven Verstand, unserem Unterbewußtsein, das wider jeglicher Logik agiert und den Menschen zu den wahnwitzigsten Taten treibt.Sollten sie zu den klaren Gegnern von L.Ron Hubbard gehören, welche er zur Genüge besitzt, und diesen Mann sogar als verrückten Spinner bezeichnen, dann schlagen sie doch in Dr. Joseph Murphy´s Werk „ Die Macht ihres Unterbewußtseins“ nach. Hier beschreibt der angesehene Autor die selben Symptome, welche auf gezielt oder ungezielt falsche oder schlechte Suggestionen in unserem Verstand zurück zu führen sind.Die Ansteckung erfolgt also im Geiste, und nicht durch den anschaulichen Austausch von Blut. Die Wundmale am Hals dienen in der Literatur nur als Symbol für schmerzliche Erfahrung oder falsche Suggestion.

Es scheint, als würden die Vampire langsam aber sicher die Überhand auf dieser Welt gewinnen. Jeder ist in seinem Leben schon mindestens einmal einem Vampir begegnet. Sie sind überall.

Sind sie schon einmal einer Person begegnet, und irgend etwas an dieser Person löste plötzlich enormes Unbehagen in ihnen aus, ohne das sie genau wußten, woran es lag ?
Haben sie vielleicht einen Freund oder Bekannten, in dessen Gegenwart sie sich ständig unsicher fühlen ?
Es tut mir leid, ihnen auf diese Weise beibringen zu müßen, daß sie hiermit bereits Bekanntschaft mit einem Vampir gemacht haben. Womöglich haben sie ihn sogar schon symbolisch „in ihr Haus geladen“. Gemeint ist, daß sie ihn in ihr Vertrauen gezogen haben. Sie haben ihm Dinge über sich anvertraut, die sie besser nicht gesagt hätten. Denn sie wissen, das er die nächste Gelegenheit ausnützen wird, um sie ins Verderben zu stürzen. Wer einem Vampir seine intimsten Geheimnisse anvertraut, ihm seine Seele öffnet, ihm in „sein Haus einlädt“, ist ihm hoffnungslos ausgeliefert. Was kann man also tun, gegen diese schrecklichen Bestien ?
Nun, das beste Mittel gegen Vampire ist immer noch das altbewährte Kruzifix.

Das bedeutet selbstverständlich nicht, daß sie ihrem Gegner ein, mit einem Holzchristus behangenes Kreuz auf die Stirn drücken sollen, um zu warten bis sein Kopf explodiert. Das Kreuz gilt seit jeher als Symbol für den Glauben und die Primärfragen, die sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens einmal stellt.
Woher kommen wir ? Wohin gehen wir ? Wofür leben wir ?
Diese Fragen dienen jeder Weltreligion als Grundlage.

Wer also seinem Leben den richtigen Sinn zugesprochen hat, danach lebt und ein reines Gewissen vorzuweisen hat, trägt das symbolische Kruzefix immer in seiner Tasche. Falsche Suggestionen und schlechte Erfahrungen können besser erkannt und richtig verarbeitet werden, und prallen ab.
Es gibt nämlich nichts, was einem Vampir widerwärtiger erscheind, als ein ausgeglichener, glücklicher Mensch.
Sollten sie Zweifel an ihrem Glauben haben, dann gibt es eine zweite wirksame Möglichkeit, sich Vampire vom Hals zu halten. Diese ist jedoch nicht sehr zu empfehlen, da sie ihre Lebensqualität mindern würde.

Denn sie würden als uninteressant gelten. Doch diese Wirkung würde sich nicht nur Vampiren, sondern ihrem gesamten sozialen Umfeld zeigen.
Es ist der Knoblauch. Jedermann weis, daß man bei übermäßigem Verzehr von Knoblauch einen unangenehmen Duft aus den Hautporen am ganzen Körper ausstößt. Hiermit symbolisiert man die Herabsetzung des persönlichen Wertes. Der Vampir wird kein Interesse an ihnen zeigen. Es würde ihm die Herausforderung fehlen.
Feinde hat nur jemand, der für etwas einsteht und dafür kämpft. Sollten sie in ihrem Leben noch nie für etwas eingestanden haben, so werden sie auch kaum Probleme mit Vampiren haben. Jedoch hätten sie dann wohl auch nicht viele Freunde.
So wie die Wundmale am Hals, das Kruzefix und den Knoblauch, gibt es noch unzählige andere Symbole um den Vampirmythos, die in sämtlichen Romanen und Erzählungen immer wieder vorkommen.

Es kommt auch nicht von ungefähr, daß Vampire nur Nachts aktiv sind, und daß sie das Sonnenlicht meiden müßen. Das Sonnenlicht steht für den klaren Menschenverstand und die Offenlegung der düsteren Pläne eines Vampirs. Kommt Licht in die Sache, so verliert der ganze Spuk sofort an Wirkung und zerfällt zu Staub.
Nur wenn es dunkel ist, ist unser Verstand getrübt und die Bestie kann in unsere Seele eindringen.
Tagsüber pflegt der Vampir in einem Sarg zu schlafen, als wäre er tot. Er schützt sich so, da er nun verwundbar ist. Doch er ist nicht tot. Er ist unsterblich. Man nennt ihn einen Untoten, nicht weil er nach dem Tod weiter lebt, sondern weil er dem Tod erhaben ist. Sollten eines Tages seine sterblichen Reste zu Staub zerfallen, so lebt sein Geist schon längst in einem Anderen wieder.

Menschen, die sich die Manipulation anderer Personen zum eigenen Nutzen machen, werden niemals aussterben, solange sich nicht jeder Einzelne vor ihnen schützen kann.
Adolf Hitler war ganz bestimmt nicht der letzte Fürst der Finsternis. Sein Geist brütet schon längst, womöglich im mittleren Osten, die nächsten düsteren Pläne aus. Keiner weis, wo er das nächste mal zuschlägt. Aber wir sollten unsere Kruzefixe bereit halten. Denn seine Helfer und Untertanen haben sich in der Zwischenzeit vermehrt, und jeder Schlag zu dem er ausholt wird gewaltigere Auswirkungen zeigen, als der Schlag zuvor.
Nun mag es immer noch Leser geben, die hierbei von einer sehr utopischen Auslegung der Vampirlegende sprechen. Doch jeder, der sich mit diesem Thema eingehend auseinander setzt und eins und eins zusammen zählt, gelangt letztendlich bei dieser These.
Nichts anderes wollte uns Bram Stoker und alle anderen Autoren, die sich mit solcher Hingabe diesem Thema widmeten, sagen.
Kommen wir nun zu einem weiteren, nicht unwesentlichen Punkt:

Der Name Vampir mit samt seinen Eigenschaften in der menschlichen Psyche läßt sich am deutlichsten mit seinem biologischem Namensvetters beschreiben.
Schon immer neigte der Mensch dazu, verschiedene Charaktereigenschaften einzelner Personen mit denen von Tieren zu assoziieren. So entstanden etwa auch die astrologischen Tierkreiszeichen. Aber auch Aussagen wie; schlau wie ein Fuchs, flink wie ein Wiesel, hungrig wie ein Löwe oder graziös wie eine Gazelle, findet man im täglichen Sprachgebrauch. Auch die Vampir-Fledermaus (desmodus rotundus) steht für ein bestimmtes menschliches Verhaltensbild, welches jedoch so Komplex ist, daß man es nicht mit einem einzigen Wort beschreiben könnte.

Ein wahrlicher Vampir-Mensch handelt nicht nur wie sein Namensvetter, er lebt auch so.
Sein gesamtes Verhaltensmuster bezieht sich auf diese eine Eigenschaft, leben wie eine Vampir-Fledermaus.
Er betrachtet dieses Dasein nahezu als eigene Religion. Es gehört zu seiner Lebensaufgabe, andere in seinen Bann zu ziehen, um ihnen das „Blut“ aus dem Körper zu saugen.Die Geschichte der Vampire ist mit Sicherheit schon älter als die uns bekannten Romane und Erzählungen.
Die Literarische Hochzeit der Vampirerzählungen lag im viktorianischen Europa. Die ältesten bekannten Geschichten stammen aus China. Doch wenn man sich vor Augen hält, daß der Mansch, seit er die Intelligenz entwickelt hat, immer wieder im Zweifel zwischen Gut und Böse steht, muß man davon ausgehen, daß es Vampire schon gab, bevor die Menschheit existierte. Und selbst die Legende aus der die meißten späteren Erzählungen gediehen, findet ihren Ursprung viel früher als vermutet.
Könnte man nicht schon im azthekischen Zentralamerika die bösen Mächte der Vampire gefürchtet haben ?

Immerhin lebten die Aztheken im unmittelbaren Lebensraum der desmodus rotundus. Die Verhaltensweisen dieser Tiere mußte also schon bekannt gewesen sein. Ebenso mußten die Aztheken wissen, daß sich diese Fledermäuse vom Blut ihrer Nutztiere ernährten. So wurden tödliche Krankheiten übertragen, und es konnte nicht lange dauern, bis die Aztheken bemerkten, daß Vampir-Fledermäuse ständig von Unheil und Tod begleitet wurden. Die Krankheiten mußten ganze Stämme ausgerottet haben.
Welches primitive und abergläubische Volk, dem das Blutopfer als göttliche Zeremonie nicht unbekannt war, würde hier nicht den Vampiren eine böse Macht zuschreiben. Womöglich wurden sie sogar als böse Götter gefürchtet. In ihren Wahnvorstellungen während einer infektiösen Krankheit, stellten sich die Aztheken vielleicht vor, daß die Tiere menschliche Gestalt annehmen konnten, und daß sie nachts über sie her fielen. Menschen mit typischen Krankheitssymptomen und furchteinflößenden Gebärden betrachtete man ebenfalls als Untertan des Bösen. Diverse menschliche Opfergaben, die besonders bei den Aztheken vorzufinden sind, könnten dadurch in ein völlig neues Licht gerückt werden. Möglicherweise wurden die Menschen einem Vampir-Gott geopfert.
Ja, vielleicht war ihr höchster Gott - der Sonnengott - sogar ein Vampir. Ihm wurden schließlich Zeremonien gewidmet, die das Aufgehen der Sonne am nächsten Morgen sicherten. Er trug also die Gnade mit sich, ob es für immer dunkel bliebe oder nicht.

Zugegeben; Nun handelt es sich in der Tat um wilde Spekulationen, die vielleicht ihre Befürworter finden, aber in keiner Weise zu belegen sind. Doch es würde mich freuen, wenn es in dieser Richtung bereits Thesen gibt, die sich momentan noch meiner Kenntnis entziehen.
Wie auch immer, sollten meine Thesen richtig sein und sollte hinter dem Vampirmythos mehr stecken, als eine von mir geschilderte Metapher über die Psyche unseres Unterbewußtseins, dann könnte man die Denkrichtung noch in ganz andere Theorien lenken.

Zum Beispiel, wie es die Vorfahren der Aztheken geschafft haben, in Yukatan eine Pyramidenstadt zu bauen, die ein maßstabgetreues Modell unseres Sonnensystems darstellt. Wo man doch die letzten Planeten dieses Systems erst in der Mitte des vohrigen Jahrhunderts entdeckte. Wurden ihnen etwa die Naturwissenschaften von übermenschlichen Wesen gelehrt. Die Fähigkeiten eines Vampires zu besitzen, schließt nämlich nicht aus, damit etwas Gutes zu vollbringen.
Hier sei erwähnt, daß ich der Auffassung bin, daß es ohne Zweifel auch gute Vampire gibt.
Sie setzen ihre Fähigkeiten, andere Menschen zu beeinflußen positiv um. Sie besitzen Macht, aber nicht die Menschen die ihnen zuhören. Sie lenken durch ihren Bann, aber sie stürzen die Menschen nicht ins Unheil.

Solch ein Vampir will ich gerne sein.

Ganz egal, was sie über diese Zeilen denken, ein Punkt bleibt als Faktum bestehen:
Böse Vampire existieren tatsächlich. Egal ob sie diese Wesen als rein metaphorisch oder als reale Gestalten betrachten, sie sollten sich auf jeden Fall vor ihnen in acht nehmen. Vampire sind die Meister der Verwandlungskunst. Das sollten sie in Zukunft immer bedenken. Sie lauern immer dort, wo sie es am wenigsten vermuten. Nämlich dort wo sie den meisten Schaden anrichten können. Umso glücklicher sich ein Mensch gerade fühlt, desto sicherer fühlt er sich. Dadurch verstellt er sich allzuoft die Sicht auf die drohende Gefahr.

Betrachten sie diese Zeilen, als würden sie in der Bibel lesen. Denn sie können auch die Bibel bildlich auffassen und glauben, daß dies alles tatsächlich vor zweitausend Jahren geschehen ist. Oder aber sie können die Bibel auch in ihrer Gesamtheit als Metapher sehen und sie als Lebensgrundlage anwenden. Sie können aus den Erzählungen der Bibel ihre eigenen Schlüße ziehen, und genauso sollten sie mit diesen Zeilen verfahren.

(...)
Lieber Leser, bilden sie sich ihre eigene Meinung und verstehen sie unter einem Vampir, insbesondere einem bösen Vampir, was sie wollen. Aber leugnen sie nicht seine Existenz (...)

 Ich verneige mein Haupt
und danke für Ihre hochgeschätzte Aufmerksamkeit
 Gute Nacht

desmodus rotundus