Die Pfählung

Die Pfählung als Hinrichtungsmethode wurde bereits im Altertum in Ägypten und im Assyrischen Reich massenweise durchgeführt. Auf assyrischen Reliefs aus altbabylonischer Zeit während der Herrschaft Hammurapis sind zwei Versionen dargestellt: Dem Verurteilten wird entweder mit der Spitze des aufgerichteten Pfahls die Brust durchbohrt, so dass der Oberkörper überhängt, oder der Verurteilte wurde auf einen abgerundeten und eingefetteten Pfahl gesetzt; durch das Gewicht des menschlichen Körpers drang der Pfahl dann langsam durch Anus oder Vagina ein, und das Opfer kam langsam und qualvoll zu Tode, was oft mehrere Tage dauerte. Da der Pfahl abgerundet war, verletzte er keine lebensnotwendigen Organe, sondern schob sich langsam durch den ganzen Körper und verlängerte somit die extreme Qual.

Im Alten Testament wird das Pfählen in Dtn 21,22, Jos 8,29;10,26 als "Aufhängen an einen Baum" verstanden. Dabei geht es jedoch wahrscheinlich nicht um die Exekution selbst, sondern um das nachträgliche Aufhängen des bereits Getöteten. In Est 7,9-10 wird ein „Aufhängen“ des Haman an einem Holzpfahl auf Veranlassung des persischen Königs Xerxes I. erwähnt.

Im Mittelalter war die Pfählung auch in Europa weit verbreitet, vom Volk wurde sie als „Reiten auf dem einbeinigen Ross“ bezeichnet. Neben der Methode des Begrabens bei lebendigem Leib wurde das Pfählen auch im Mittelalter Bestand des Strafrechts – hier wurden die Opfer allerdings schon zuvor getötet.

Im westeuropäischen Mittelalter wurden die Opfer – oft handelte es sich, wenn wir den Rechtsbüchern des Mittelalters Glauben schenken dürfen, um Ehebrecher – meistens lebendig begraben und dann mit einem Pfahl durchbohrt. Wie der Rechtshistoriker Dieter Feucht (s. unten) vermutet, diente dieses Pfählen nicht als Hinrichtungsart an sich, sondern es sollte den Hingerichteten dauerhaft unter der Erde halten, damit er nicht als rächender Wiedergänger zu den Lebenden zurückkehre. Insofern gleicht diese Maßnahme dem Pfählen von vermeintlichen Vampiren. Auch hier wurde – ganz im Gegensatz zu den modernen Mythen aus Romanen und Filmen – der Untote nicht vernichtet, sondern lediglich in seinem Grab festgenagelt. Die Zerstörung eines schädigenden Wiedergängers oder Vampirs erfolgte grundsätzlich durch das Köpfen und das Zerstückeln oder Verbrennen des Herzens. Die filmisch gern in Szene gesetzte Auflösung des Vampirkörpers durch Zerbröckeln, Zerlaufen oder Zerplatzen etc. hat mit der volkskundlichen Überlieferung nichts zu tun.

Besonders grausam war im Mittelalter die zentraleuropäische Variante der Pfählung, wie sie der rumänische Fürst Vlad III. Drăculea praktizierte und die weitgehend dem assyrischen Vorbild entsprach. Vlad lernte sie während seiner Gefangenschaft im osmanischen Reich kennen. 

 

Stephanus Gerlach, der ungefähr in die Zeit Vlads einzuordnen ist, gewährt hier einen erschreckenden Einblick in die Methodik des Pfählens:

... die Spieße von Holtz mit Unschlitt oder Talk ... man bindt solchen Übeltätern Sailer an die Füße, stößt ihnen den Spieß zu dem hinteren Leib hinein... Zuerst aber kniet der Verurteilte mit in den Staub gedrücktem Haupte nieder, die angezogenen Oberschenkel gekreuzt; ... und die Bahn hinreichend eingefettet, der Pfahl, aber nicht angespitzt, sondern abgestumpft, ... die Organe beiseiteschiebt, und wird fünfzig bis sechzig Zentimeter in den Mastdarm eingeführt, dann mit dem Verurteilten senkrecht aufgerichtet. Und der Körper mit seiner Schwere drückt Mann oder Weib hinab, und langsam dringt der Pfahl durch den Körper, sucht den tödlichen Weg.

Diese Art der Pfählung bei lebendigem Leib fand als Strafe für besonders schwere Verbrechen auch bei anderen Völkern Anwendung. Manchmal wurde der Pfahl durch den ganzen Körper getrieben, sodass die Spitze oben im Schulterbereich wieder austrat. Anschließend wurde das Opfer am Pfahl waagrecht über zwei Astgabeln oder dergleichen gehängt wie ein Tier über das Feuer. In besonders grausamen Fällen entzündete man dann auch tatsächlich noch ein (kleines) Feuer unter dem Verurteilten.

Aus der Neuzeit ist eine Pfählung in Wien überliefert: Ein Bäcker hatte gemordet; er wurde 1504 bei vollem Bewusstsein gepfählt. Die bekannteste literarische Schilderung einer Pfählung aus der Neuzeit findet sich bei Ivo Andrić im Roman Die Brücke über die Drina, der die Hinrichtung eines christlichen Bauern durch die osmanische Besatzungsmacht im Bosnien des 16. Jahrhunderts in allen grausamen Details beschreibt.

Der spanische Schriftsteller Alonso de Ercilla y Zúñiga beschreibt in La Araucana wie die Spanier im Jahr 1558 den Mapuche-Kriegshäuptling Caupolicán pfählten.

Im Jahr 1800 wurde Soleyman aus Aleppo, der Mörder des französischen Generals Jean-Baptiste Kléber, in Ägypten gepfählt.