Zwillingsblut

(Ein erotischer Vampir-Roman)

Autorin: Jennifer Schreiner

Copyright 2007 by Plaisier d'Amour Verlag, Lautertal

Erstausgabe 2007

Verlag: Plaisier d'Amour Verlag, Lautertal

ISBN 978-3-938281-29-1

ISBN-10: 3938281294

Broschiert, 204 Seiten

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In einem Jahrhunderte währenden Kampf um Legenden und Leidenschaften setzt er seinen letzten Trumpf ...

Als Sofia eines Nachts als Vampir in einem verschlossenen Sarg erwacht, wird ihr schnell klar, dass sie Mittelpunkt eines makaberen Spieles ist, das ein Vampir für die attraktive junge Frau inszeniert hat. Umgeben von einer Vampirgesellschaft, in der die übermächtige Vampirkönigin andere weibliche Vampire verbietet, und in der Männer unbegrenzte Macht über Frauen haben, wird Sofia rasch als Bedrohung empfunden. Während Sofia von den "Schatten" der Königin durch die ganze Welt gehetzt wird, buhlen der gefährliche Callboy Xylos, der undurchsichtige Joel und der sinnliche Edward um Sofias Gunst ... 

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Fortsetzung: Honigblut

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Leseprobe:

Sofia öffnete die Tür zu dem Raum, den Noctalyus ihr gezeigt hatte. Wenn sie ihm trauen durfte, wartete hier der einzige Vampir Londons, der alt genug war, um ihr weiterhelfen zu können.
Das grelle Neonlicht blendete sie und verwandelte die Welt in ein scharfes Zerrbild aus Hell und Dunkel. Der Vampir, die Lässigkeit in Person, fläzte sich auf einem Bett, dessen Größe allein Aufschluss über seine Hobbys gab. Die Hose war das erste, was Sofia auffiel.
„Oh, bitte!“ Sie schüttelte den Kopf. „Nicht noch so ein Klischee.“
Erstaunt blickte der Vampir auf, und Sofia sah in die hellsten Augen, die sie je gesehen hatte.
„Welches Klischee?“ Xylos Stimme klang irritiert.
Sofia zeigte auf die Hose. „Eine schwarze Lackhose. Stereotyper geht es ja wohl kaum!“
Xylos sah an sich herab, als sei Sofia die erste Frau, die seine Hose bemerkte, wenn er halbnackt auf einem Bett vor ihr lag.
„Sie lässt sich aber leicht abwaschen.“ Anzüglich lächelnd erhob sich der Vampir von seinem Bett und bot Sofia einen ausgezeichneten Blick auf die volle Länge der Hose.
„Uh! So genau wollte ich das gar nicht wissen.“
Xylos lachte bei dem peinlich berührten Klang ihrer Stimme. Es war ein sehr sinnliches Lachen, das sie umschmeichelte wie flüssiger Honig. Großer Gott, wo haben die den denn her?
Der Vampir löste sich endgültig von seinem Bett und schlenderte mit einem verträumten Gesichtsausdruck auf sie zu. Selbst der einfache Akt des Gehens wirkte bei ihm verführerisch. Ebenso seine Muskeln, die sich rhythmisch bewegten und seine faszinierende Haut, die in einem himmlischen Goldton schimmerte. Nichts an seinem Körper schien einen Makel zu haben, er war perfekt proportioniert und wirkte trotzdem wie ein süßer Sunnyboy. Er konnte kaum älter als 25 gewesen sein, als er Vampir wurde, denn seine Gesichtszüge waren weich, vertrauensvoll, während ein gefährliches Feuer in seinen fahlen Augen brannte. Wahrscheinlich ist es dieser Gegensatz, auf den die meisten Frauen abfahren, dachte Sofia. Edward hatte – wenn man nicht hinsah – in Großbuchstaben „Gefahr“ auf der Stirn stehen, während bei Xylos auf den ersten Blick nur „Harmlos“ stand.
Es waren einzig seine Augen, die Sofia erschreckten – wie ein Gewässer ohne Boden – und die sie dazu zwangen, den Blickkontakt abzubrechen.
Für Sekunden fühlte ihr Kopf sich unsagbar leer an, und sie musste sich konzentrieren, um sich dem Vampir nicht darzubieten.
„Noctalyus hat wirklich einen guten Geschmack. Wenn er es war, der dich aus der Warteschlange gefischt hat.“
„Ich habe mich selber gefischt“, meinte Sofia abwesend und starrte die Kette an, die der Vampir trug. Sie versuchte sich zu erinnern. Hatte nicht auch Noctalyus solch eine Kette getragen?
„Gefällt sie dir?“ Xylos ließ einen einzelnen Anhänger durch seine langen Finger gleiten und lenkte Sofias Aufmerksamkeit dadurch auf die Tatsache, dass die anderen vier perlenförmigen Anhänger das Abbild verschiedener Frauen zeigten.
Kaum hatte der Vampir den Anhänger freigegeben, schmiegte er sich wie eine flüssige Perle zurück an seine Haut.
„Nein. Wieso sollte jemand vier Frauenportraits mit sich herumtragen?“, meinte Sofia ehrlich.
„Weil ich sie liebe.“
„Nee, ist schon klar! Alle vier!“ Sofia musste sich keine Mühe geben, ihre Stimme sarkastisch klingen zu lassen.
„Aber du bist wegen etwas anderem hier, nicht wahr?“ Xylos Tonlage wurde ein gekonntes Flüstern, seine Worte ein Schmeicheln gegen ihre Haut. Er war ihr eindeutig zu nahe.
„Ja, bin ich!“, gab sie zu. Für den Bruchteil einer Sekunde las sie herablassende Verachtung in seinem Blick, dann wieder seine liebevolle Sanftmut, mit der er sie verführen wollte. Oh Gott, er ist der Callboy! Bevor sie dazu kam, seinen Verdacht klarzustellen, sagte er: „1000 Euro.“
„1000 Euro?“ Beinahe hätte Sofia gelacht. „Weißt du, wie lange ich dafür arbeiten muss?“
„Nein“, antwortete der Vampir und in diesem Nein schwang ein „Interessiert mich auch nicht“ mit.
„Einhundert Stunden!“, sagte sie trotzdem. Und fügte noch hinzu, als sein anzügliches Grinsen in die Breite wuchs: „Deswegen kein Interesse.“
Er musterte sie abschätzend. „Wenn das der einzige Grund ist: 500 Euro.“
„Du hast ja eine wahnsinnige Inflation“, lachte Sofia, die die Situation angesichts seines Gesichtsausdrucks genoss. „Wenn ich noch fünf Minuten warte, bekomme ich Geld, nicht du.“
Xylos blinzelte und starrte Sofia an, sah weg und sah sie wieder an. So, als könne er nicht fassen, was geschah.
Dann kehrte er zu seinem Standardtext zurück: „Es lohnt sich, Mädchen! Glaube mir, ich bin gut, der Beste, den du je gehabt hast – und je haben wirst.“
Sofia grinste. Irgendwie war er süß in seiner Hilflosigkeit.
Nur mühsam widerstand Xylos der Versuchung, den Preis noch weiter zu senken. Dass sich die hübsche Blondine so deutlich uninteressiert an ihm und seinem Körper zeigte, machte sie so reizvoll wie schon lange keine Frau mehr. Er schob sich langsam und unmerklich so in Position, dass sie unmöglich vor ihm die Tür erreichen konnte.
„Das, mein Lieber, kann jeder behaupten!“ Ihr Lachen provozierte ihn, sein Spiel weiterzuspielen.
„Lass es auf einen Vergleich ankommen!“, lockte er.
Obwohl Sofia Xylos’ Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte, was ihr wie eine Invasion in ihre Privatsphäre vorkam, musterte sie den Callboy. Er war sich seiner Sache ekelhaft sicher, glaubte, er könne sie ebenso besitzen wie die Frauen, die draußen auf ihn warteten.
„Ich habe keine Vergleichspalette. Nicht jeder ist so leicht zu haben wie du!“, konterte Sofia deswegen mit einer Spur Bosheit und vergaß, auf ihr eigentliches Anliegen zurückzukommen.
Xylos starrte sie an, und Sofia begriff, dass ihre Worte exakt das Schlechteste gewesen waren, was sie hatte sagen können. Der Glanz in seinen Augen spiegelte seine plötzlich angefachte Gier. „300.“
„Nicht mal, wenn du was draufzahlst, Schätzchen! Kennst du die Visawerbung?“ Sofia fühlte sich unter dem sexuell aufgeladenen Blick unwohl und war froh, dass sie ihr Gegenüber mit ihrer Bemerkung aus dem Konzept brachte.
„Visa?“, hakte Xylos nach.
„Sie meint damit, sie ist unbezahlbar!“, unterbrach Edwards Stimme das Gespräch. Sofia als auch Xylos fuhren überrascht herum, sie hatten ihn nicht kommen hören.
Edward nickte entschuldigend, obwohl ihm nicht nach einer Entschuldigung war. Gleich nachdem Noctalyus ohne Sofia zurückgekehrt war, hatte Edward sich entschlossen einzugreifen. Es gab kaum eine subtilere und boshaftere Rache, als Xylos eine Frau zuzuführen. Sei es eine Sterbliche oder eine Unsterbliche.
„Noctalyus sagt, ich solle dich zur Tür bringen, damit dir genügend Zeit bleibt, dich für die Party morgen Nacht vorzubereiten und dich neu einzukleiden“, log Edward und verfluchte sich in derselben Sekunde, in der er es ausgesprochen hatte. Jetzt hatte er das lebensmüde Mädchen, den rachsüchtigen Noctalyus und den interessierten Xylos wahrscheinlich noch eine weitere Nacht am Hals.
Sofia blinzelte und sah an sich herab. Xylos Blick – und, wie Edward verärgert feststellte, auch sein eigener – folgten ihr. Edward riss sich von Sofias Anblick los und sah an Xylos verwirrtem und gierigem Blick, dass der Callboy immer noch nicht begriffen hatte, wen er vor sich hatte. Ist auch besser so, dachte Edward. Er wunderte sich über die grenzenlose Erleichterung, die er empfand, als Xylos sich umdrehte und durch eine Handbewegung zu verstehen gab, sich wieder seiner Verlustierung in Form der nächsten Sterblichen widmen zu wollen.
Edward wartete, dass die Vampirin den Raum verließ, bevor er ihr folgte und die Tür zu Xylos’ Raum schloss. Weswegen stört es dich, dass das Mädchen mit Xylos spricht? Xylos kennt die Regeln. Verärgert beobachtete er ihren wiegenden Gang, die mäandernde Linie ihres Körpers, der sich anmutig vor ihm bewegte in einer zeitlosen Bewegung, die den Männern stets zur Versuchung wurde.
Du willst sie in deinem Bett! Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Sie schmerzte und nahm ihm den Atem. Sein ganzer Körper war in Aufruhr.
Wütend, als sei es Sofias Schuld, überholte er sie und blieb stehen. Durch seine Nähe zwang er sie dazu, den Kopf in den Nacken zu legen, um seinen Blick festzuhalten.
„Es wäre besser, wenn du morgen Nacht nicht herkommst!“, behauptete er.
„Was passiert morgen Nacht?“ Sofia gab sich Mühe, ebenso leise zu reden.
„Es werden einige der älteren Vampire hier sein.“
„Dann werde ich das auch!“, beschloss Sofia und wollte an Edward vorbei Richtung Ausgang gehen. Verärgert über die Leichtigkeit, mit der sie seine Warnung abtat, vertrat er dem Engel den Weg und blieb so nahe vor ihr stehen, dass sein Körper den ihren streifte. Du wirst gehorchen und nicht herkommen, befahl er seinem Geschöpf und sah sie eindringlich an.
Sofia weigerte sich, auch nur einen Zentimeter zurückzuweichen. Ihretwegen konnte Edward sich auf ihre Füße stellen, ohne dass sie zurückweichen würde. Sie hatte das Gefühl, dass verlorener Boden nichts war, was man von ihm zurückbekäme.
„Geh mir aus dem Weg!“, forderte sie. Schon vor Jahren hatte sie gelernt, dass man Hilflosigkeit überspielen und Tränen verhindern konnte, wenn man Widerstand aufbrachte. Manchmal war Zorn der einzige Schutz, den man hatte.
Edward blinzelte überrascht über Sofias Gegenwehr. Sie schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass er versuchte, sie geistig zu beeinflussen. Er musste direkter werden.
„Das werde ich!“, versprach Edward und beugte sich langsam zu ihr. „Gleich!“ Sein Atem strich über ihr Gesicht und die Tatsache, dass er sie nicht küsste, sondern Millimeter vor ihren Lippen innehielt, sie seine Wärme, sein Verlangen spüren ließ, ohne etwas zu fordern, brachte ihren Atem mit einem leichten Keuchen zum Stocken. Ein vollkommen weiblicher Laut. Sie verfluchte sich im Stillen dafür. Keuche einfach, warum nicht?, schalt sie sich. Es trennten sie nur wenige gefährliche Zentimeter vor dem vollen Körperkontakt, während seine Hände in der Luft an ihrem Körper nach unten glitten, ohne ihn oder den Stoff ihrer Kleidung zu berühren. Trotzdem konnte sie seine wohlgenährte Wärme spüren und fühlte sich, als setze er ihre Haut in Brand, spürte, wie Elektrizität durch ihren Körper schoss, wo immer seine Finger verweilten und genoss das schmerzhaft unbekannte Ziehen in ihrem Unterleib.

Szene 2

Bei ihrem Lächeln verwandelte sich das Eis seiner Augen von einer Sekunde zur anderen in lodernde Flammen des Verlangens. Er trat so rasch an sie heran, dass er ihren Fluchttrieb überrumpelte, bevor sie seine Nähe spürte.
„Was immer es war, es tut mir leid. Wenn ich es ungeschehen machen könnte, dann würde ich es tun.“
„Selbst meine Existenz als Vampir?“
„Selbst deine Existenz als Vampir!“, murmelte Edward an Sofias Lippen und zögerte, als er den Schalk in ihrem Blick sah.
„Selbst wenn das bedeuten würde, du wärst mir nie begegnet?“ Ihr Atem streifte seinen Mund, und er musste sich konzentrieren, um ihr eine passende Antwort zu geben: „Mir nicht begegnet zu sein ist wahrlich nicht das Schlimmste, was dir geschehen könnte!“
Sofia lachte leise, und Edward stahl das Lachen direkt aus ihrem Mund, indem er sie küsste. Einen Augenblick lang war sie noch angespannt, dann ergab sie sich. Ihr Körper wurde nachgiebig, ihre Lippen sanft. Sie kannte nicht die List einer erfahrenen Frau, ihre Begeisterung war frisch, unschuldige Leidenschaft, die ihn begeisterte und bezauberte.
Als sie schließlich zurückwich, ließ Edward sie gehen. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte Verwirrung wieder.
Edward ging es nicht anders. Obwohl sein Verstand ihn an den Fluch und an die Aufgabe, die Sofia zu erledigen hatte, erinnerte, wollte er sie mit einem Verlangen, das ebenso irrational wie unkontrollierbar war.
„Ich will das nicht“, murmelte Sofia leise, als müsse sie sich selber daran erinnern und sich davon überzeugen, dass sie sich auf ein gefährliches Spiel einließ.
„Das ist eine Lüge!“
„Nein, ist es nicht!“ Sie schüttelte heftig den Kopf.
„Ich kann dein Verlangen spüren.“ Edward leckte sich die Lippen. „Ich kann es schmecken.“
Sofia gab einen gequälten Laut von sich. Wie belügt man jemanden, der weiß, was man fühlt?
„In Ordnung“, gab sie zu, „mein Körper verlangt nach deinem.“ Ihre Miene war frustriert. „Macht dich das glücklich?“ Der letzte Satz war Zynismus pur.
Edward lächelte. „Ja.“ Er schenkte ihr nur ein Wort, aber es floss durch ihren Körper, ihren Verstand und flüsterte von Dingen, die er nicht gesagt hatte. Wisperte in der Dunkelheit von Triumph und Erfüllung, Leidenschaft und Verehrung.
„Was hält dich ab?“ Seltsamerweise stelle Edward diese Frage, obwohl sein Verstand immer noch gegen seine Leidenschaft anbrüllte.
Sofia schnaubte. „Was hält dich ab? Ist das eine ernste Frage? Vor drei Minuten hast du nicht einmal gewusst, wer ich bin!“
„Und habe dich gewollt.“
„Du meinst, du hast mich quälen wollen?!“, konterte sie wütend.
Er beugte sich zu ihr und legte jedes Gramm seiner Sehnsucht, jeden Hauch von Verführungskunst in seine wortlose Bitte um Vergebung, bis sie unter seiner Berührung erbebte. Erst dann ließ er von ihrem Mund ab, folgte mit seinen Küssen der Linie ihres Kiefers, bedachte jeden Zentimeter ihres Gesichtes; ihre Nase und ihre Augenlider, als sie sich flatternd schlossen. Er hielt inne, und seine sinnlichen Lippen schwebten eine Zungenlänge entfernt über ihren. Als er die Bestätigung seiner Wirkung in ihren Augen las, packte ihn das Verlangen mit solcher Macht, dass er erzitterte.
Er grub seine Hände in die reiche Seide ihrer Haare und hielt Sofia still, während er sich zu ihr beugte. Er sammelte die Energie um sie herum und hielt Sofia in ihrem Zentrum gefangen. Sein Mund senkte sich auf ihren, nahm ihn in Besitz. Feuer sprang von ihm zu ihr, verband sie und steigerte sich zu unbarmherzigem Hunger. Doch der Kuss war nicht genug. Wird nie genug sein.
Sofia legte Edward die Handfläche an die Brust, um ihn wegzudrücken, doch stattdessen ließ sie die Hand auf seinem dünnen Hemd ruhen, genoss die Lebenswärme, die von ihm ausging und seine Anziehungskraft, der sie einfach nicht entrinnen konnte. Sie wusste sehr genau, warum er sie auf diese Weise küsste – er wollte die Kontrolle über sie haben; wollte sie leidenschaftlich machen und gehorsam, damit sie ihn mitnahm und ihm vertraute. Sie war vielleicht leidenschaftlich – aber gehorsam? Nur, weil ihr Körper und ihr Verstand jeglichen Widerstand aufgaben, wenn er sie in seinen Armen hielt und seine Lippen die ihren fanden, bedeutete das noch lange nicht, dass er sie damit auch willenlos machte.
Und das wiederum bedeutete, dass er sie so lange küssen konnte, wie er wollte. Wenn er entschieden hatte, sie noch bis Tagesanbruch zu küssen , gab es für sie keinen Grund, auch nur eine einzige kostbare Minute seiner Küsse zu verschwenden.
Sie verpflichtete sich mit diesen Küssen zu nichts, nicht zu Liebe und nicht zu Vertrauen. Aber es war ausgesprochen schön, von ihm geküsst zu werden. Die Berührung seiner Lippen verzauberte sie, die noch viel kühneren Liebkosungen seiner Zunge erregten sie. Sie fühlte sich wild und leichtsinnig – eigenartig ruchlos.
Edward hatte sie in eine Welt gelockt, die nur aus erotischen Träumen und brennender Sehnsucht zu bestehen schien. Mochte es auch eine verrückte Idee sein, sie würde in dieser Nacht für einige kurze Stunden ihren Träumen nachgeben und die Fantasie ausleben, mit der sie sich vielleicht bis in alle Ewigkeit begnügen musste.
Als der Vampir seinen Arm noch fester um sie schloss, schmiegte sie sich bereitwillig an ihn, drückte ihre Brüste gegen seinen Oberkörper.
Für Sekunden drohten Edwards innere Dämonen ihn zu überwältigen, dann schob er vorsichtig seine Zunge zwischen ihre Lippen, um die sanfte Höhlung, die sie ihm so bereitwillig anbot, gekonnt zu erforschen.
Ihr Geschmack, so leicht und frisch, so verlockend, stieg Edward sofort zu Kopf und verwirrte seine Sinne. Nur mühsam hielt er seine Dämonen weiter zurück und genoss das, was sie ihm freiwillig bot.
Er wurde nicht vom Zorn getrieben, nicht einmal von dem Wunsch, ihr seinen Willen aufzuzwingen, damit sie sich der Gefahr fern hielt. Der Drang, der sein Blut in Wallung brachte, war einfach nur das Verlangen nach ihr – mehr nicht. Er wollte sie, musste sie einfach haben.
Sofia schnappte nach Luft, als Edward sie zärtlich und mit unerträglicher Muße in die Halsbeuge biss. Seine Eckzähne glitten sanft über ihre Haut. Ihr Mund wurde trocken.